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MELDUNG/883: Marco Huck verteidigt seinen Titel gegen Firat Arslan (SB)




Sauerland setzt erneut auf ein Duell zweier deutscher Boxer

Marco Huck verteidigt den Titel der WBO im Cruisergewicht am 3. November in Halle/Westfalen gegen Firat Arslan. Daß man im Lager des Weltmeisters für den Auftritt im Gerry Weber Stadion auf diesen Herausforderer verfallen ist, mutet überraschend an, hat aber ganz handfeste Gründe. Zum einen scheint Promoter Sauerland aus dem kürzlich in Berlin ausgetragenen Duell zwischen Robert Stieglitz und Arthur Abraham den Schluß gezogen zu haben, daß sich rein deutsche Begegnungen hierzulande ausgezeichnet vermarkten lassen. Geschäftsführer Chris Meyer verlieh denn auch seiner Freude Ausdruck, einen weiteren deutsch-deutschen Kampf realisieren zu können. Solche Duelle seien für die Zuschauer besonders interessant. Wenn Huck gegen Arslan antrete, treffe überdies ein aktueller Weltmeister auf einen früheren Champion, so daß für reichlich Brisanz gesorgt sei.

Nicht zuletzt winkt Huck zudem im Falle eines Sieges der Status des Superchampions der WBO. Wie der Berliner unterstreicht, wolle er sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, da niemand sonst in seinem Team einen solchen Rang bekleide. Diese Aussicht motiviere ihn ganz besonders. Seinen Gegner schätzt er als "echte Kampfmaschine" ein. Da Arslan unablässig Druck mache und überdies Rechtsausleger sei, müsse er sich für diesen Kampf in erstklassige konditionelle Verfassung bringen, so Huck. Der 27 Jahre alte Berliner ist seit August 2009 Weltmeister der WBO im Cruisergewicht und hat diesen Titel neunmal erfolgreich verteidigt. Seine Bilanz steht bei 34 Siegen, zwei Niederlagen sowie einem Unentschieden.

Firat Arslan, der früher WBA-Weltmeister in dieser Gewichtsklasse war, hat 32 gewonnene, fünf verlorene und zwei unentschieden beendete Auftritte vorzuweisen. Zuletzt hatte er dem amtierenden Europameister Alexander Alexejew ein Unentschieden abgerungen. Er liegt in der Rangliste zwar fünf Plätze hinter dem Russen, erhielt aber dennoch den Vorzug bei der Suche nach einem geeigneten Herausforderer für Huck. Der Schwabe steht bei der Hamburger Universum Box-Promotion unter Vertrag, zu der er nach längerer Unterbrechung zurückgekehrt war. Nachdem er sich in einem Aufbaukampf gegen Orlando Antonio Farias durchgesetzt hatte, bekam er gleich die erste Titelchance.

Am 11. Mai traf der ehemalige Weltmeister in seiner Heimatstadt Göppingen auf Alexejew, was ihm einen gewissen Vorteil verschaffte. Der Hamburger Promoter seines Gegners, Erol Ceylan, merkte dazu an, daß man eben manchmal Kompromisse eingehen müsse, wenn man gut zusammenarbeiten wolle. Die in der Hansestadt ansässige EC Boxpromotion ist noch ein vergleichsweise kleines Unternehmen, hat aber eine Reihe ausgezeichneter Boxer unter Vertrag. Der 41jährige Arslan machte vor 3.000 Zuschauern eine gute Figur. Hingegen konnte der 32jährige Russe nicht überzeugen und am Ende froh sein, daß sich die Zettel der Punktrichter zu einem Unentschieden addierten.

Zweifellos wird Marco Huck in Vorbereitung auf seine Titelverteidigung zusammen mit seinem Trainer Ulli Wegner sehr genau studieren, wie Firat Arslan gegen Alexander Alexejew zu Werke ging. Wenngleich in einem Alter, in dem Boxer in aller Regel mit jüngeren Kontrahenten konditionell kaum noch mithalten können, ist eine hervorragende körperliche Verfassung geradezu Arslans Markenzeichen. Zurückweichen ist seine Sache nicht, und so setzte er von Beginn an einen Kampf in der Halbdistanz durch, womit er sofort in seinem Metier war. Fuß an Fuß auf engem Raum zu boxen, kann Arslan besonders gut, und da sich Alexejew über lange Strecken nicht daraus zu lösen verstand, setzte sich der Lokalmatador in der ersten Hälfte des Kampfes besser in Szene, so daß die Zuschauer bei dem energisch geführten Duell auf ihre Kosten kamen.

Erst von der sechsten Runde an besann sich Alexejew endlich auf seine Vorteile aus der Distanz, doch ließ er sich bald darauf wieder in den Infight verwickeln, den Arslan mit häufigeren Körpertreffern zu seinen Gunsten gestaltete. Daher ging die siebte und achte Runde zumindest optisch wieder an den Lokalmatador, der noch immer Druck machte und die größere Aktivität entfaltete. Vom zehnten Durchgang an gelang es dem Titelverteidiger endlich, seinen Gegner mehrfach aus der Distanz auszukontern. Sichtlich am Ende ihrer Kräfte ließen die Kontrahenten dennoch nicht locker, wobei der Europameister in der zwölften und letzten Runde die klareren Treffer ins Ziel bringen konnte.

Wie der fast zehn Jahre ältere Schwabe bei der anschließenden Pressekonferenz sagte, sei er gewiß kein schlechter Verlierer und respektiere Alexejew sehr. Dennoch sehe er sich als Gewinner und halte die Entscheidung der Punktrichter für unangemessen. Auch der Russe räumte ein, daß es ein äußerst knapper Kampfverlauf gewesen sei. Noch auf der Pressekonferenz bekundete man beiderseits die Bereitschaft zu einer Revanche, die diesmal aber in Hamburg über die Bühne gehen soll. Marco Huck, dessen Ungestüm seinen Trainer oftmals Nerven kostet, trifft Anfang November also auf einen Herausforderer, dessen Kampfgeist hinter seinem eigenen kaum zurücksteht. Man darf gespannt, was sich Ulli Wegner einfallen läßt, um seinen Schützling von einem offenen Schlagabtausch in der Nahdistanz abzuhalten, in dem Firat Arslan am gefährlichsten ist.

30. August 2012