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MELDUNG/823: Sieben Sparringspartner stimmen Klitschko auf Tony Thompson ein (SB)




Fast gleich großer Rechtsausleger bedarf spezieller Vorbereitung

Wie schon seit Jahren bereitet sich Wladimir Klitschko auch diesmal im österreichischen Going am Fuß des Wilden Kaisers auf seinen nächsten Kampf vor. Der 36jährige Superchampion der WBA und WBO sowie Weltmeister der IBF und des kleinen Verbands IBO verteidigt seine Titel am 7. Juli im Berner Stadion gegen den vier Jahre älteren Tony Thompson. Die beiden standen einander bereits am 12. Juli 2008 in Hamburg im Ring gegenüber. Damals gewann der Ukrainer nach heftiger Gegenwehr des US-Amerikaners durch einen spektakulären K.o. in der elften Runde. Seit dieser Niederlage hat sich Thompson gut geschlagen und fünf Auftritte in Folge vorzeitig gewonnen. Nachdem ein von der IBF anberaumter Ausscheidungskampf wegen einer Verletzung seines Gegners Eddie Chambers abgesagt werden mußte, ernannte der Verband Tony Thompson zum Pflichtherausforderer Klitschkos. Er tritt mit einer Bilanz von 36 Siegen und zwei Niederlagen an, um den Champion im zweiten Anlauf vom Thron zu stoßen.

Das will Wladimir Klitschko natürlich nicht zulassen, der zuletzt am 3. März in Düsseldorf den restlos überforderten französischen Herausforderer Jean-Marc Mormeck durch technischen K. o. in der vierten Runde geschlagen hat. Damit konnte der Ukrainer in seinem 60. Profikampf den 50. vorzeitigen Erfolg feiern und seine Bilanz auf 57 Siege sowie drei Niederlagen verbessern. Bemerkenswert ist zudem, daß er seit April 2004 nicht mehr verloren und bereits 20mal um die Weltmeisterschaft gekämpft hat.

Genaugenommen kennen sich Wladimir Klitschko und Tony Thompson schon seit 2003, da der US-Amerikaner damals einer der Sparringspartner vor dem Kampf des Ukrainers gegen Corrie Sanders war. Das Vorhaben ging bekanntlich schief, da der krasse Außenseiter aus Südafrika den Titelverteidiger sensationell durch technischen K.o. besiegte. Klitschko bekommt es daher in Bern mit einem Gegner zu tun, der ihn besser als die meisten anderen kennt. Zudem ist Thompson mit 1,96 m nur geringfügig kleiner und als Rechtsausleger unbequem zu boxen.

Würden ihn die Aussagen des US-Amerikaners tatsächlich nervös machen, wie der Champion alle Welt wissen läßt, hielte er damit zweifellos hinter dem Berg. Er wolle der älteste Schwergewichtsweltmeister werden, der erstmals einen Titel gewinnt, hatte der US-Amerikaner angekündigt, und damit gewiß nichts preisgegeben, worüber sich Klitschko Sorgen machen müßte. Was dieser im Duett mit seinem Trainer Emanuel Steward die Medien wissen läßt, ist eben das übliche Vorgeplänkel, welches von der Presse dankbar ventiliert wird. Wladimir müsse sich gleich Respekt verschaffen, auch mal ein Risiko eingehen und Thompson mit harten und präzisen Schlägen frühzeitig wehtun, erweckt Steward den Eindruck, man verrate die eigene Taktik bereits gut zwei Wochen vor dem Kampf.

Mit sieben Sparringspartnern bereitet sich Wladimir Klitschko auf seinen Gegner vor, darunter auch die deutschen Profis Steffen Kretschmann aus Halle/Saale und Francesco Pianeta aus Gelsenkirchen. Fünf dieser Boxer sind gewohnheitsmäßige Rechtsausleger und sollen die Kampfesweise Thompsons simulieren, damit sich der Champion darauf einstellen kann. Zum Gespann gehört auch der in dreizehn Kämpfen ungeschlagene Finne Jarno Rosberg, der exakt die Größe des Herausforderers hat. Gegenüber finnischen Medien äußerte sich Steward lobend über Rosberg, der allerdings noch an seiner Defensive arbeiten müsse. Insgesamt habe man die besten Sparringspartner seit der Vorbereitung auf Samuel Peter im Jahr 2005 versammelt.

Bei dieser Gelegenheit verlor Emanuel Steward auch einige Worte über den derzeit erfolgreichsten finnischen Schwergewichtler, Robert Helenius, der bereits als künftiger Herausforderer Klitschkos im Gespräch ist. Die Leistungen von Helenius hätten ihn begeistert, was jedoch nicht für seinen Auftritt gegen den Briten Dereck Chisora gelte, so der Trainer. Habe sich der Finne jedoch wie berichtet an der Hand verletzt, sei nur zu verständlich, warum er so schlecht gekämpft habe.

Um Werbekampagnen nie verlegen, räumt man auf der offiziellen Facebook-Seite der Klitschkos allen Fans die Möglichkeit ein, sich bis zum 25. Juni einzutragen. Die Namen aller Teilnehmer werden dann auf Klitschkos Kampfmantel und -hose gedruckt, damit jeder einzelne dem Champion zusätzlichen Schub verleihe, wie es der Ukrainer formulierte. Mit einfachen Botschaften artigen Inhalts haben die Klitschkos noch immer ihr Publikum erreicht und es hierzulande dauerhaft zu den beliebtesten Boxern gebracht, die mit ihren Auftritten regelmäßig große Hallen oder Stadien füllen und ihrem Fernsehpartner RTL satte Quoten bescheren.

22. Juni 2012