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MELDUNG/785: Tapferer Nader Hamdan gegen Robert Stieglitz überfordert (SB)




WBO-Champion behält Titel im Supermittelgewicht

Robert Stieglitz hat den Titel der WBO im Supermittelgewicht durch einen klaren Punktsieg gegen Nader Hamdan zum sechsten Mal erfolgreich verteidigt. Der 38 Jahre alte Australier war nach Absagen anderer Kandidaten kurzfristig als Herausforderer eingesprungen und hielt tapfer mit, ohne den Magdeburger ernsthaft gefährden zu können. Hamdan, der bislang an Nummer 15 der WBO-Rangliste geführt wird, wartet mit einer durchwachsenen Bilanz von 43 Siegen, zehn Niederlagen und einem Unentschieden auf, die ihn als Aufbaugegner, jedoch kaum als gefährlichen Titelaspiranten ausweist. Der von Dirk Dzemski trainierte Stieglitz bewältigte glanzlos seine Pflichtaufgabe, verbesserte sich auf 42 gewonnene und zwei verlorene Auftritte und hat damit die Generalprobe für den Kampf gegen Arthur Abraham erfolgreich absolviert, der am 25. August über die Bühne gehen soll.

Der acht Jahre jüngere Weltmeister boxte in der Anfangsphase energisch und mit einer Schlagfrequenz, die den Australier sichtlich überforderte. Hamdan agierte zu passiv und hatte seinem Gegner drei Runden lang wenig entgegenzusetzen, versuchte aber dennoch zumindest mitzuhalten. Stieglitz legte sich dann in der sechsten Runde noch einmal druckvoll ins Zeug, worauf er langsamer zu Werke ging. Dies erlaubte es Hamdan, sich in der Folge besser in Szene zu setzen, doch fehlte es ihm an Schlagwirkung, um Stieglitz in Schwierigkeiten zu bringen.

In einem überlegen geführten, aber recht langweiligen Kampf spielte der Magdeburger in der Schlußphase seine Kondition aus, vermochte aber seinerseits nicht, den Herausforderer aus Sydney in die Knie zu zwingen. Am Ende sprang ein deutlicher Vorsprung heraus (120:108, 117:111, 117:111), wobei zwei Punktrichter dem Australier immerhin drei Runden zugebilligt hatten. Wie Stieglitz im nachfolgenden Interview erklärte, sei Hamdan zwar langsam, aber schlau und erfahren, weshalb man ihn nicht unterschätzen dürfe. Er selbst habe einige Male versucht, den Kampf vorzeitig zu beenden, was ihm jedoch nicht gelungen sei. Jedenfalls habe er seine Aufgabe mit kleinen Schwierigkeiten gelöst.

Wie Trainer Dirk Dzemski einräumte, seien Abrahams Schläge viel gefährlicher als die des Australiers. Es ergebe sich dann von selbst, daß man mehr auf die eigene Deckung achten müsse. Da in letzter Zeit viele Pflichtherausforderer abgesagt hätten, hoffe man nur, daß der Berliner überhaupt zum Kampf komme. Der Geschäftsführer von Sauerland Event, Chris Meyer, bestätigte den Termin im August, wobei noch nicht entschieden sei, ob das Duell in Berlin, Hamburg oder Magdeburg stattfinden werde. Robert Stieglitz habe seine Klasse unter Beweis gestellt, so daß sich die Boxfans auf einen großartigen Kampf gegen Arthur Abraham freuen könnten.

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Kubrat Pulev neuer Europameister im Schwergewicht

Kubrat Pulev ist neuer Europameister im Schwergewicht. Der nunmehr in 16‍ ‍Kämpfen ungeschlagene Bulgare aus dem Sauerland-Boxstall besiegte in Erfurt den bei Universum unter Vertrag stehenden früheren Titelträger Alexander Dimitrenko durch K.o. in der elften Runde. Dieser hat mit 34 Kämpfen mehr als doppelt so viele Auftritte im Profilager bestritten, machte aber bei der zweiten Niederlage seiner Karriere einen recht hilflosen Eindruck gegen den wesentlich kleineren, aber offensichtlich robusteren Pulev.

Wenngleich Dimitrenko in den ersten zwei Runden der deutlich aktivere Boxer war, lag das nicht zuletzt daran, daß es der Bulgare ruhig angehen ließ, um sich auf den Gegner einzustellen. Vom dritten Durchgang an ging Pulev energischer zur Sache und zeigte Dimitrenko im Clinch, wer der stärkere von beiden sei. Der Bulgare wirkte wesentlich selbstbewußter als Dimitrenko, der dem Kontrahenten zunehmend die Initiative überließ und in der sechsten Runde von einer Rechten getroffen wurde, die eine Rißwunde über seinem linken Auge hervorrief.

Eine Vorentscheidung lag in der Luft, als Pulev kurz vor der Pause zur achten Runde einen Uppercut plazieren konnte und im folgenden Durchgang mit einem Körpertreffer Wirkung erzielte, der Dimitrenko zum Abdrehen brachte. Zwar gelang es dem Bulgaren noch nicht, den angestrebten Niederschlag herbeizuführen, doch blutete sein Gegner inzwischen an beiden Augen, während seine Ecke immer ratloser wirkte. Das vorzeitige Ende kam dann in der elften Runde, als Dimitrenko nach einem Treffer zu Boden ging und angezählt wurde. Da er offenbar aufgesteckt hatte, bäumte er sich nicht mehr gegen die Niederlage auf, sondern blieb sitzen.

Wie Alexander Dimitrenko im Anschluß erklärte, sei nach der Verletzung in der zweiten Runde sein Auge voller Blut gelaufen, so daß er fast nichts mehr gesehen habe. So sei Boxen nun einmal. Unterdessen freute sich der neue Europameister darüber, daß er genau das umsetzen konnte, was man zuvor geplant habe. Die Taktik sei aufgegangen. Kubrat Pulev hat in der Tat mit großer Übersicht, vor allem aber dank seiner Entschlossenheit den bislang bedeutendsten Sieg seiner Profikarriere erkämpft, der ihm zu einem deutlichen Sprung nach vorn in den Ranglisten verhelfen wird.

7.‍ ‍Mai 2012