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MELDUNG/781: Vermarktungsoffensive für Gennadi Golowkin (SB)




Herausforderer Makoto Fuchigami gilt als Außenseiter

Der in Stuttgart lebende Kasache Gennadi Golowkin, regulärer Weltmeister der WBA im Mittelgewicht, tritt erstmals in seiner Karriere zu einem Kampf in der Ukraine an. In wenigen Tagen verteidigt der in 22 Profikämpfen ungeschlagene Champion zum ersten Mal seinen Titel, wobei er es mit dem Japaner Makoto Fuchigami zu tun bekommt. Der auf den ersten Blick ungewöhnliche Ort ihres Aufeinandertreffens erklärt sich damit, daß Golowkin bei der Promotion K2 der Klitschkos unter Vertrag steht, die einen kleinen, aber stetig wachsenden Kreis mehr oder minder namhafter Akteure in ihrem Unternehmen vermarkten.

Der Herausforderer tritt mit einer Bilanz von 19 Siegen und sechs Niederlagen an, die ihn als klaren Außenseiter ausweist. Immerhin konnte sich die aktuelle Nummer neun der WBA-Rangliste im Dezember 2011‍ ‍durch einen Sieg über Koji Sato, der in Deutschland erstmals als Gegner Felix Sturms in Erscheinung getreten war, den Gürtel der Oriental and Pacific Boxing Federation (OPBF) sichern. Unterschätzen darf und wird Golowkin den Gegner nicht, obgleich dieser für den Weltmeister nur als Durchgangsstation auf dem Weg zu den erhofften bedeutenden Kämpfen eingeplant ist.

Gennadi Golowkin boxt attraktiv und kann beträchtliche Schlagwirkung entfalten, weshalb prominente Konkurrenten durchaus auf der Hut vor ihm sind. Da er sich bislang keinen weithin bekannten Namen machen konnte, reizt es andere Titelträger um so weniger, mit ihm in den Ring zu steigen. Tom Loeffler von K2 rührt derzeit kräftig die Werbetrommel und erinnert daran, daß der Kasache eine überragende Amateurlaufbahn absolviert hat, in der er sich unter anderem gegen heutige Stars wie Lucian Bute, Andre Dirrell und Andy Lee durchsetzte. Er halte ihn für den weltbesten Mittelgewichtler, der das gegen jeden unter Beweis stellen werde, der sich mit ihm in den Ring wage. Zudem habe Gennadi keinerlei Probleme damit, falls erforderlich in anderen Gewichtsklassen zu kämpfen, um dort gegen amtierende Champions anzutreten.

Im Herbst soll es endlich zum langersehnten Duell mit Felix Sturm kommen, der als Superchampion der WBA eine Etage über Golowkin rangiert. Da der Verband den Kasachen als Pflichtherausforderer bestätigt und eine Frist bis Ende September festgesetzt hat, dürfte diesem Kampf eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Die Realität sieht jedoch häufig anders aus, weshalb man sich bei K2 hütet, alles auf diese eine Karte zu setzen. Sturm hat nach dem souverän herausgeboxten Erfolg über seinen früheren Teamkollegen Sebastian Zbik in der Kölner Lanxess Arena am 13. April einen Kampf gegen Golowkin nicht ausgeschlossen. Allerdings würde er sich am liebsten mit einem anderen Weltmeister messen, um seiner Sammlung einen weiteren Gürtel hinzuzufügen. Als aussichtsreichste Kandidaten gelten WBO-Champion Dimitri Pirog und IBF-Titelträger Daniel Geale. Da nach den Statuten der Verbände Vereinigungskämpfe Vorrang haben, wären Golowkin in einem solchen Fall die Hände gebunden.

Golowkin selbst erklärt sich bereit, gegebenenfalls ins Halbmittel- oder Supermittelgewicht zu wechseln und überall hin zu reisen, um sich mit einem namhaften Gegner zu messen. Loeffler bringt zudem die Option ins Gespräch, den Kasachen in den USA bekannt zu machen. Der entscheidende Schlüssel bleibe die erforderliche mediale Aufmerksamkeit. Habe sich Golowkin dem Publikum erst einmal präsentiert, werde man ihn so schnell nicht mehr vergessen.

Wer derzeit der weltbeste Mittelgewichtler sei, ist ein Frage, die man unmöglich mit letzter Sicherheit beantworten kann. Um die angesichts der inflationären Vergabe immer neuer Titel höchst verworrene Situation zumindest ansatzweise zu klären, hatte der US-amerikanische Boxexperte Thomas Hauser im März eine Umfrage unter den führenden Matchmakern seines Landes durchgeführt und dabei die dreizehn mutmaßlich besten Boxer virtuell gegeneinander antreten lassen. Die Aufgabe der Experten bestand darin, im genannten Pool jeden gegen jeden kämpfen zu lassen und jeweils den Sieger zu benennen. Mittels einer Vergabe von Punkten wurde abschließend eine vollständige Rangfolge ermittelt.

An der Spitze lag wie erwartet der Argentinier Sergio Martinez, den die meisten Fachleute schon zuvor für den besten Mittelgewichtler gehalten hatten. Dahinter wurde es jedoch spannend, trauten die amerikanischen Experten doch Gennadi Golowkin, Dimitri Pirog und dem Mexikaner Julio Cesar Chavez in dieser Reihenfolge am meisten zu. Hingegen landete Felix Sturm (Superchampion der WBA) auf dem fünften Platz und Daniel Geale (Weltmeister der IBF) erst an achter Stelle.

2.‍ ‍Mai 2012