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MELDUNG/736: Daniel Geale bleibt IBF-Champion im Mittelgewicht (SB)



Osumanu Adama unterliegt in Hobart einstimmig nach Punkten

Im Mai 2011 hatte der Australier Daniel Geale den bei Sauerland Event unter Vertrag stehenden Sebastian Sylvester als IBF-Weltmeister im Mittelgewicht entthront. Der Greifswalder hat vor wenigen Tagen seine Karriere offiziel für beendet erklärt, da die für ihn einzig verbliebene reizvolle Option einer Revanche mit Geale auf absehbare Zeit nicht möglich ist. Daniel Geale hat soeben auch seine zweite Titelverteidigung erfolgreich absolviert und in seiner Heimatstadt Hobart (Tasmanien) den Pflichtherausforderer Osumanu Adama einstimmig nach Punkten bezwungen (118:110, 117:111, 115:113). Während für den 31 Jahre alten Champion damit 27 Siege und eine Niederlage zu Buche stehen, hat Adama 20 Kämpfe gewonnen und drei verloren.

Nach einem beiderseits vorsichtigem Auftakt konnte sich der Titelverteidiger von der zweiten Runde an mit seinem linken Jab zunehmend besser in Szene setzen. Im vierten Durchgang begann Geale, den Druck weiter zu erhöhen und sich auf den Zetteln der Punktrichter einen wachsenden Vorsprung zu erarbeiten. Zwar gelang es dem Herausforderer zu Mitte des Kampfs, mehrmals mit Körpertreffern zum Zuge zu kommen, doch unternahm er insgesamt zu wenig, um den geschickt konternden Weltmeister zu bremsen. Als Adama in der neunten Runde wiederum mit einem Körpertreffer leichte Wirkung erzielte, setzte er nicht entschlossen genug nach. In den letzten Durchgängen war es dann noch einmal Geale, der genug Luft für einen kräftigen Endspurt hatte und sich unangefochten den Sieg sicherte.

Wie der alte und neue Weltmeister im anschließenden Interview berichtete, sei man davon ausgegangen, daß der Herausforderer erheblich stärkeren Druck entfalten würde. Da dies jedoch nicht der Fall gewesen sei, habe man umgekehrt Adama unter Druck gesetzt: "So machen wir Tasmanier das", fügte Geale hinzu. Zudem trug er das Interesse vor, sich mit Weltmeistern anderer Verbände zu messen. Um erfolgreich für einen derartigen Vereinigungskampf zu werben, müßte der Australier aber wohl noch den einen oder anderen Auftritt gegen hochrangige Herausforderer über die Bühne bringen.


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Böses Blut zwischen Felix Sturm und Sebastian Zbik?

Wo die Werbekampagne für ihren bevorstehenden Kampf endet und persönliche Animosität beginnt, ist für Außenstehende unmöglich zu sagen. Ob Felix Sturm und Sebastian Zbik den Grenzverlauf selber kennen, wird man frühestens nach ihrem Duell erfahren, das bezeichnenderweise unter dem Motto "Bad Blood" am 13. April in der Kölner Lanxess Arena über die Bühne geht. Die beiden Mittelgewichtler waren einst Teamkollegen bei der Hamburger Universum Box-Promotion, unter deren Regie der Schweriner nach wie vor in den Ring steigt. Sturm hat sich bekanntlich von dem Boxstall getrennt und die Vermarktung in die eigenen Hände genommen, was nur nach einem langen Rechtsstreit und der Zahlung einer Summe möglich war, die knapp unter einer Million Euro gelegen haben dürfte.

Auf der gemeinsamen Pressekonferenz erweckten die beiden jedenfalls den Eindruck, als hätten sie in der Tat ein Hühnchen miteinander zu rupfen, wobei es der Herausforderer Sebastian Zbik war, der das durchaus attraktive innerdeutsche Duell zuerst mit weiterem Zündstoff versah. Er sei froh, daß Felix nach langer Zeit endlich den Mut aufbringe, mit ihm in den Ring zu steigen. Die Zuschauer könnten sich auf einen tollen Kampf gefaßt machen. Darauf erwiderte Sturm postwendend, im Ring zähle "nicht die große Schnauze", da zählten nur Ergebnisse. Zbik habe einen Micky-Mouse-Titel besessen, der nicht viel bedeute. Dennoch wolle er hier etwas über Mut erzählen.

Das ließ Zbik nicht auf sich sitzen, der Sturm vorhielt, daß sich dieser "Superchampion" nenne, aber seit drei Jahren vor einer Pflichtverteidigung seines Titels weglaufe. Natürlich dementierte der Weltmeister unverzüglich, daß er vor irgend jemand weglaufe. Er sei liebend gern und jederzeit zu einer Pflichtverteidigung bereit. Zbik solle doch froh sein, diese Chance zu bekommen, die er nur ihm zu verdanken habe: "Ich hatte in einem Jahr mehr Titelverteidigungen als Sebastian Zbik in seiner gesamten Karriere."

Um weitere Worte nicht verlegen, warf der Schweriner seinem kommenden Gegner vor, dieser stelle Axel Schulz als Penner dar, der keine Ahnung vom Boxen habe. Dabei habe Schulz Einschaltquoten von bis zu 20 Millionen gehabt, während Sturms Zahlen bei drei, vier Millionen stehengeblieben seien. Axel habe nur kritisch ausgesprochen, was Millionen Boxfans bei Sturms letzten Kämpfen vor dem Fernseher gesehen hätten. Deswegen sei sein Vertrag als Sat.1-Experte nicht verlängert worden. Das zeige doch, daß Felix ausgesprochen dünnhäutig sei und mit Kritik nicht umgehen könne. Sturm hielt mit den Worten dagegen, er habe nichts gegen Axel Schulz, lasse sich aber auch nicht mit wahrheitswidrigen Aussagen beschimpfen. Zbik habe überhaupt keine Ahnung von Quoten und sollte sich über gewisse Dinge besser informieren, wenn er schon einmal beim Thema Respekt sei.

Sebastian Zbik rechnet sich gute Chancen aus, da er der Auffassung ist, Sturm habe inzwischen boxerisch etwas nachgelassen. In den letzten Kämpfen sei deutlich geworden, wo seine Schwächen liegen, und das werde man ausnutzen. Felix Sturm machte zuguterletzt noch eine runde Ecke und räumte ein, daß Sebastian Zbik ohne Frage boxen könne und ein guter Techniker sei. In ihrem Kampf werde jedoch ausschlaggebend sein, wer den stärkeren Willen besitze und ein hohes Tempo gehen könne.

8. März 2012