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MELDUNG/711: Yoan Pablo Hernandez macht bei der Revanche reinen Tisch (SB)



Einstimmiger Punktsieg des IBF-Champions gegen Steve Cunningham

Yoan Pablo Hernandez bleibt Weltmeister der IBF im Cruisergewicht. Der Kubaner behielt auch bei der Revanche gegen den US-Amerikaner Steve Cunningham die Oberhand und gewann in Frankfurt am Main über zwölf Runden verdient nach Punkten (116:110, 116:110, 115:111). Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen im Oktober 2011 hatte der Kubaner seinen Teamkollegen durch eine technische Entscheidung nach Abbruch wegen einer Verletzung als Champion entthront. Da Cunningham diese Entscheidung anfocht und auch die IBF zur Auffassung gelangte, daß die Verletzung nicht schwerwiegend genug gewesen sei, um einen Abbruch zu rechtfertigen, wurde ein Rückkampf anberaumt. Nun konnte Hernandez reinen Tisch machen und alle Zweifel ausräumen. Er verbesserte seine Bilanz auf 26 Siege und eine Niederlage, verteidigte seinen Titel erstmals erfolgreich und sicherte sich überdies den prestigeträchtigen Gürtel des "Ring"-Magazins, mit dem der nach Auffassung dieser Experten beste Boxer der Gewichtsklasse ausgezeichnet wird. Für Steve Cunningham stehen nach dem erneuten Scheitern 24 gewonnene und vier verlorene Kämpfe zu Buche.

Die Kontrahenten nahmen ihr Duell mit offenkundiger Vorsicht auf, da sie nur zu gut um ihre beiderseitigen Qualitäten wußten und nicht frühzeitig auf die Verliererstraße geraten wollten. Vor allem Cunningham, der beim ersten Kampf gleich zum Auftakt niedergeschlagen worden war, legte großen Respekt an den Tag und boxte geraume Zeit eher defensiv, was Hernandez Gelegenheit gab, sich besser in Szene zu setzen. Die klareren Aktionen gingen auf sein Konto, und in der vierten Runde konterte er seinen Gegner mit einer Linken aus, die den US-Amerikaner auf die Bretter schickte. Sollte das bereits die Entscheidung gewesen sein? Cunningham benötigte zwei Versuche, um sich wieder aufzurichten, und wurde wenig später erneut niedergeschlagen.

Mit letzten Kräften rettete sich der Herausforderer in die Pause, doch wer gedacht hätte, im folgenden Durchgang werde der Kubaner energisch nachsetzen und dem Kampf ein Ende machen, sah sich getäuscht. Cunningham machte eine gute Figur und hielt nicht nur mit, sondern gewann in der Folge sogar die Oberhand. Hernandez nahm das Tempo heraus und überließ seinem Kontrahenten die Initiative, so daß sein Vorsprung auf den Zetteln der Punktrichtern schwand. Erst in der zehnten Runde setzte der Kubaner wieder die deutlicheren Treffer, und in der Endphase machte Cunningham zwar weiter Druck, doch war es wiederum Hernandez, der ihn mit seinen Schlägen erschütterte. Wenngleich die Wertung der Punktrichter etwas zu deutlich für Hernandez ausfiel, war doch an seinem Sieg nicht zu rütteln: Die starke Anfangsphase, der überlegen geführte Schlußspurt und nicht zuletzt die beiden Niederschläge wiesen ihn an diesem Abend als den besseren Boxer aus.

Trainer Ulli Wegner freute sich mit seinem Schützling über den gelungenen Auftritt. Pablo habe unter Beweis gestellt, daß er der wahre Weltmeister sei. Auch Cunningham müsse man eine gute Leistung attestieren, da der US-Amerikaner nach den beiden Niederschlägen in den Kampf zurückfand. Was aber Hernandez betreffe, so habe dieser das taktische Konzept hervorragend umgesetzt und gebe allen Anlaß, sich große Hoffnungen für die Zukunft zu machen.

Der alte und neue IBF-Weltmeister zollte seinem Gegner Respekt für dessen tapfere Vorstellung. Cunningham habe nach dem Niederschlag alles darangesetzt, die kritische Phase zu überstehen. Er selbst habe sich zwischenzeitlich seinerseits Luft verschafft, um über die Runden zu kommen. Abschließend bedankte sich der Kubaner beim gesamten Team Sauerland, das ihm eine große Hilfe gewesen sei.

Steve Cunningham war natürlich enttäuscht und räumte ein, daß er seinen Job nicht gut erledigt habe. Zwar sei es ihm gelungen, Hernandez alles abzuverlangen, doch habe der Kubaner verdient gewonnen. Da man knapp unterhalb des Schwergewichts boxe, seien Volltreffer mit Wirkung nun einmal nicht ausgeschlossen. Er werde nun erst einmal eine Pause einlegen und danach weitersehen.


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Alexander Alexejew neuer Europameister im Cruisergewicht

Bei derselben Veranstaltung von Sauerland Event in Frankfurt am Main wurde Alexander Alexejew neuer Europameister im Cruisergewicht. Der unter der Regie Erol Ceylans boxende Russe setzte sich nach Punkten gegen den Serben Enad Licina aus dem Sauerland-Boxstall durch. Während sich sein Hamburger Promoter über den ersten bedeutenden Titel freuen konnte, polierte Alexejew seine Bilanz auf 23 gewonnene und zwei verlorene Kämpfe auf. Für Licina war dies bereits die vierte Niederlage, der 21 Siege gegenüberstehen.

Alexejew gestaltete das Duell mit klaren Vorteilen aus der Distanz, die Licina im Infight nur bedingt kompensieren konnte. Zwar ließ er sich von einer Rißwunde über dem rechten Auge nicht aus dem Konzept bringen und machte in der dritten und vierten Runde einen energischen Eindruck. Der technisch bevorteilte Russe gewann jedoch anschließend die Oberhand zurück und dominierte das Geschehen phasenweise fast nach Belieben. Trainer Karsten Röwer spornte seinen Schützling lautstark an, doch hielt sich die Wirkung der Motivation bei Licina in Grenzen, während Alexejew seinen Vorsprung sicher über die Runden brachte und verdient gewann.

Wie der Sieger im anschließenden Interview Bilanz zog, habe man gegen einen Akteur des Gastgebers von vornherein eine eindrucksvolle Vorstellung geben wollen. Das sei auch voll und ganz gelungen, da er sich klar durchgesetzt habe. Enad Licina ließ keinen Zweifel daran, daß Alexejew zu Recht gewonnen habe und damit neuer Europameister geworden sei. Auf seine weitere Karriere angesprochen, wollte sich der Serbe natürlich noch nicht festlegen. Er habe noch nie vorzeitig verloren und müsse zunächst den Kopf freibekommen, um dann die angemessene Entscheidung zu treffen.

Während Henry Maske, der den Kampf als Experte der ARD verfolgt hatte, Alexejew noch nicht auf gleiche Stufe mit Hernandez und Cunningham stellen wollte, war der ehemalige Universum-Geschäftsführer Peter Hanraths anderer Ansicht: Alexander Alexejew habe sein Meisterstück gemacht und brauche den Vergleich mit den besten Akteuren seiner Gewichtsklasse nicht länger zu scheuen.

6. Februar 2012