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MELDUNG/648: "Der Weiße Büffel" hat noch lange nicht genug (SB)



Francois Botha nur durch Glückstreffer von Michael Grant gebremst

Der mittlerweile 43 Jahre alte Südafrikaner Francois Botha hat mit diversen namhaften Schwergewichtlern im Ring gestanden, die ihre Boxhandschuhe längst an den Nagel gehängt haben. Die lange Liste seiner Gegner zieren so illustre Namen wie Mike Tyson, Shannon Briggs, Michael Moorer, Lennox Lewis und Wladimir Klitschko, wobei dem deutschen Publikum auch noch der Kampf gegen Axel Schulz in Erinnerung sein dürfte. Botha gewann 1995 in Stuttgart durch einen Punktsieg den Titel der IBF, doch mußte er ihn später zurückgeben, da er positiv auf Nandrolon getestet worden war. Das Ergebnis des Kampfs wurde daraufhin in "ohne Wertung" geändert, doch wird der Südafrikaner seither vor jedem seiner Auftritte als "früherer Weltmeister" angekündigt.

"Der Weiße Büffel", wie Botha auch genannt wird, kämpfte ein zweites Mal um den Gürtel der IBF, wobei es Michael Moorer erst in der zwölften Runde gelang, ihn mit einem Niederschlag auszuschalten. Es folgten Duelle mit Mike Tyson, Shannon Briggs und schließlich Titelkämpfe gegen Lennox Lewis und Wladimir Klitschko, die er beide durch K.o. verlor. Vier Monate nach der Niederlage gegen den Ukrainer trat Botha gegen den hoch gehandelten Clifford Etienne an und schickte ihn zweimal auf die Bretter, doch schenkten die Punktrichter dem Lokalmatador ein schmeichelhaftes Unentschieden.

Zwischen 2003 und 2006 trat Francois Botha mehrmals bei K-1 an und brachte es dort auf vier Siege und elf Niederlagen. Bei den Mixed Martial Arts unterlag er am 31. Dezember 2004 dem Japaner Yoshihiro Akiyama in der ersten Runde. Im Jahr 2008 bestritt er noch zwei weitere Auftritte beim Kickboxen.

Unterdessen war Botha im Juli 2007 wieder zum Boxen zurückgekehrt, wo er bei einem Auftritt in Südafrika Bob Mirovic klar nach Punkten besiegte und sich den Interimstitel des kleinen Verbands WBF sicherte. Am 6. Februar 2009 gewann er dann durch einen Sieg über Ron Guerrero den regulären Titel dieses Verbands, den er am 15. Mai 2009 knapp nach Punkten gegen den Deutschen Timo Hoffmann verteidigte. Anfang 2010 nahm ihm die WBF den Gürtel am grünen Tisch ab, da er seinen nächsten Kampf nicht fristgemäß bestritten hatte. Am 10. April 2010 verlor Botha in Las Vegas durch K.o. in der achten Runde gegen Evander Holyfield, der dafür mit dem Gürtel der WBF belohnt wurde. Danach besiegte Botha die bis dahin ungeschlagene südafrikanische Nachwuchshoffnung Flo Simba und nahm einen erneuten Anlauf, sich den inzwischen wieder vakanten Titel der WBF zurückzuholen.

In Johannesburg traf er am vergangenen Wochenende auf den US-Amerikaner Michael Grant und machte dabei über lange Strecken des Kampfs eine gute Figur. Er hatte seinen Gegner recht gut im Griff und verfehlte in der vierten und elften Runde nur knapp eine vorzeitige Entscheidung. Grant, der inzwischen auf allen drei Punktezetteln deutlich zurücklag, warf jedoch die Flinte nicht ins Korn und schickte den Südafrikaner 35 Sekunden vor Ende der zwölften und letzten Runde mit einer schweren Rechten so heftig auf die Bretter, daß dieser geraume Zeit liegenblieb und erst von seinen Betreuern unterstützt wieder auf die Beine kam.

Francois Botha, der nunmehr 48 Kämpfe gewonnen, sieben verloren und drei unentschieden beendet hat, scheiterte damit denkbar knapp am erneuten Gewinn des WBF-Gürtels. Der 39jährige Michael Grant, für den jetzt 49 Siege und vier Niederlagen zu Buche stehen, darf sich nach diesem ebenso glücklichen wie spektakulären Erfolg Hoffnungen auf den einen oder andern lukrativen Auftritt machen. Für Botha, dessen Karriere schon vor Jahren beendet zu sein schien, dürfte das letzte Wort im Ring noch lange nicht gesprochen sein.

23. November 2011