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MELDUNG/521: David Haye sinnt auf Revanche gegen Wladimir Klitschko (SB)



Zu polarisieren ist sein Metier

Wie David Haye nach seinem Aufstieg aus dem Cruisergewicht als absoluter Neuling in der Königsklasse den ebenso spektakulären wie hochdotierten Kampf gegen Wladimir Klitschko buchstäblich herbeigeredet hat, bedient er sich nun derselben Strategie, nach seiner Niederlage eine Revanche zu fordern. Am 2. Juli hatte der Brite in der Hamburger Imtech Arena nach Punkten verloren und den Titel der WBA an den Ukrainer abgetreten. Im Interview mit der Welt am Sonntag vertrat der Exweltmeister aus London die Auffassung, es gebe viele gute Gründe für einen Rückkampf. Er fordere Wladimir zur Revanche und sei bereit, dafür erneut in Deutschland anzutreten. Es sei eine bittere Pille, nach all den Sprüchen im Vorfeld des Kampfs nicht das geboten zu haben, was er angekündigt hatte.

Eigentlich wollte Haye, der am 13. Oktober 31 Jahre alt wird, seine Karriere zu diesem Zeitpunkt beenden. Für einen erneuten Kampf gegen Klitschko würde er jedoch eine Ausnahme machen. An seiner Entscheidung könne nur Wladimir etwas ändern. Sollte es dem Ukrainer an Mut fehlen, sich dieser Herausforderung zu stellen, sei die Niederlage gegen ihn definitiv sein letzter Kampf gewesen, so der Brite.

Wie jedoch bereits aus dem Lager der Klitschkos verlautete, schließe Wladimir einen erneuten Kampf gegen Haye aus, während sich Vitali vorstellen könne, Ende des Jahres oder Anfang 2012 gegen den Briten anzutreten. Für diese Option ist Haye jedoch nicht zu haben, da ihn der ältere Bruder nicht interessiere. Es sei Wladimir, der ihn geschlagen habe. Das wurme ihn gewaltig. Zudem habe Klitschko die Ankündigung nicht wahrgemacht, seinen 50. K.o.-Sieg zu feiern.

Mit mehr als 15 Millionen Zuschauern bei RTL und einer Einschaltquote von 67 Prozent übertraf das Duell gegen David Haye alles, was die Klitschkos in dieser Hinsicht zuvor erreicht hatten. Die beiden Parteien hatten vertraglich vereinbart, die Gesamteinkünfte je zur Hälfte zu teilen. Auf die Frage, ob er seine Börse von 15 Millionen Euro schon erhalten habe, deutete Haye an, daß er sogar noch etwas mehr daran verdiene. In finanzieller Hinsicht hat der Brite zweifellos ausgesorgt, doch was ihn quält, ist der von den Medien verbreitete Eindruck, er sei ein Maulheld und dafür bestraft worden.

Wenngleich David Haye eingesteht, daß Wladimir Klitschko perfekt geboxt und verdient gewonnen habe, merkt er doch an, daß der Ringrichter den Ukrainer gewähren ließ. Dieser klammere im Infight und laste mit seinem massigen Oberkörper auf dem Gegner, der dabei viel zusätzliche Arbeit zu leisten hat, die ihn ermüdet. Gefragt nach seinem gebrochenen kleinen Zeh stuft der Brite dies inzwischen als Handicap ein, das für den Ausgang des Kampfs nicht entscheidend gewesen sei. Ein schlechter Verlierer, wie Klitschko es behauptet hat, sei er deswegen noch lange nicht.

Wladimir Klitschko könne reden, was er will. Er wünsche ihm viel Glück für die weitere Karriere, doch wenn der Ukrainer noch einmal eine echte Herausforderung suche, wisse er ja, wie er ihn erreichen könne, so Haye. Daß Wladimir sich kein zweites Mal auf ihn einlassen will, verstehe er nur zu gut, da er außer Vitali der einzige Mensch auf diesem Planeten sei, der ihn im Ring besiegen kann. Sollte Klitschko ein Kerl mit Herz und ein Gentleman sein, werde er sich zur Revanche stellen. Durch ihn sei das Interesse am Schwergewicht wiederbelebt worden, gibt der Brite zu bedenken. Früher oder später werde Klitschko ihn brauchen, zumal wenn er einen Blick auf seinen Kontostand wirft.

Die Provokationen im Vorfeld bereue er nicht im geringsten, da der Kampf dadurch spannender und interessanter als jeder andere Auftritt der Klitschkos geworden sei. Es sei der aufsehenerregendste Schwergewichtskampf seit dem Duell zwischen Lennox Lewis und Mike Tyson vor neun Jahren gewesen. Boxen sei nun einmal nicht zuletzt Entertainment. Auch Muhammad Ali habe seine Gegner provoziert und beleidigt, um einen Kampf großzumachen. Er selbst sage immer verrückte Sachen und praktiziere sie auch. Leider habe das nicht gereicht, um Klitschko aus der Reserve zu locken und zu ungestümen Angriffen zu verleiten. So sei es eben: Der eine liebe ihn und der andere hasse ihn. Solange er die Menschen polarisiere, sei die Welt für ihn in Ordnung, unterstreicht David Haye.

10. Juli 2011