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MELDUNG/236: Verbales Fernduell zwischen Klitschko und Peter (SB)



Beide wollen die Revanche vorzeitig für sich entscheiden

Am 11. September verteidigt Wladimir Klitschko im Frankfurter Stadion seine Titel der Verbände IBF, WBO und IBO gegen den gebürtigen Nigerianer Samuel Peter. Derzeit absolviert der Ukrainer die letzte Woche seines Trainingslagers, das er wie immer in den zurückliegenden Jahren im Prominentenhotel Stanglwirt im Tiroler Ort Going am Fuße des Wilden Kaisers aufgeschlagen hat. Unter den Argusaugen seines Trainers Emanuel Steward arbeitet der Weltmeister mit den beiden Sparringspartnern Michael Sweeney und Jonathon Banks.

Als Wladimir Klitschko und Samuel Peter im September 2005 erstmals aufeinandertrafen, boten sie dem Publikum einen spektakulären Kampf, dessen Ausgang lange ungewiß blieb. Der Nigerianer schickte den Champion damals dreimal zu Boden, ohne ihn endgültig ausschalten zu können. In der zwölften Runde war es dann der Herausforderer, der sich schwer angeschlagen über die Zeit retten mußte. Am Ende gewann Klitschko einstimmig nach Punkten, doch zählt dieser Kampf bis heute zu jenen Auftritten, an die er sich zwangsläufig mit gemischten Gefühlen erinnert.

Später sicherte sich Samuel Peter den WBC-Titel im Schwergewicht, den er alsbald dem nach vierjähriger Pause zurückgekehrten Vitali Klitschko überlassen mußte, der ihn im Herbst 2008 klar dominierte und durch technischen K.o. besiegte. Wie Wladimir Klitschko seinen kommenden Gegner einschätzt, schlage dieser zwar oft daneben, sei aber dennoch ein sehr unbequemer Kontrahent. Peter sei physisch sehr stark und lege volle Wucht in seine Schläge, weshalb ihn eine hohe K.o.-Quote auszeichne. Unaufmerksamkeit könne man sich daher gegen den Nigerianer nie leisten. Der Kampf vor fünf Jahren sei einer der schwierigsten seiner Karriere gewesen, räumt Klitschko ein. Er habe sich zwar am Ende nach Punkten durchgesetzt, doch nicht ohne zuvor in etliche heikle Situationen geraten zu sein. Deshalb wolle er diesmal schön und sauber durch K.o. gewinnen.

Nichts anderes hat auch Samuel Peter vor, der seinerseits ankündigt, er werde den Titelverteidiger wie damals zu Boden schicken. "Diesmal steht er jedoch nicht mehr auf", stellte der Nigerianer einen durchschlagenden Erfolg in Aussicht. Er sei seit dem ersten Aufeinandertreffen ein besserer Boxer geworden, Klitschko hingegen habe sich nicht weiterentwickelt, erklärte der Nigerianer, ohne Gründe anzuführen, die seine recht überraschende Behauptung näher erläutert hätten. Statt dessen deutete er lediglich nebulös an, daß man gegen den Ukrainer Plan A, B und C benötige, und die habe er.


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Briggs droht Vitali Klitschko frühen Knockout an

Auch Vitali Klitschko bekommt es in seinem nächsten Kampf, der am 16. Oktober in der Hamburger o2 World über die Bühne geht, mit einem Herausforderer zu tun, der ihm einen Knockout ankündigt. Shannon Briggs lehnt sich weit aus dem Fenster und sagt im Gespräch mit boxingscene.com einen Sieg noch vor der fünften Runde voraus. Offenbar hat er dabei seine Niederlage gegen Lennox Lewis im Sinn, bei der er seinerzeit eine beeindruckende Vorstellung bot, bis ihn der Champion auf die Bretter schickte.

Er befinde sich in der besten Form seinen Lebens und werde Vitali schneller ausknocken, als es Lennox Lewis vor zwölf Jahren gegen ihn selbst geschafft hatte: "Vitali wird auf dem Ringboden sitzen, unfähig aufzustehen hilflos den Kopf schütteln, während der Ringrichter bis zehn zählt", träumte Briggs von einem recht unwahrscheinlichen Szenario.

Immerhin kann sich der Herausforderer aus Brooklyn zugute halten, mehr Gegner als jeder andere Schwergewichtler bereits in der ersten Runde besiegt zu haben. Andererseits liegt die beste Zeit des 38jährigen so lange zurück, daß man wohl eher sagen muß, er habe allenfalls in den frühen Runden eine gewisse Chance, Klitschko zu überraschen. Mit zunehmender Kampfdauer geht Briggs, der an Asthma leidet, erfahrungsgemäß die Luft aus.


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Auch Nikolai Walujew meldet sich zu Wort

Zur Titelverteidigung Vitali Klitschkos gegen Shannon Briggs hat sich auch Nikolai Walujew geäußert, der ursprünglich als Herausforderer vorgesehen war. Wie der Russe mutmaßt, ziehe Klitschko den US-Amerikaner vor, weil er mit diesem ein geringeres Risiko eingehe und auf einen profitableren Kampf hoffe, da Briggs wesentlich billiger sei. Vitali habe damals offen eingeräumt, daß er ein Geschäftsmann sei und auf das Geld achten müsse.

Allerdings muß auch Walujew zugeben, daß sein Co-Promoter Don King für das Scheitern der ersten Verhandlungsrunde mit dem Ukrainer verantwortlich war. King hatte im Frühjahr vier Millionen Dollar gefordert, was maßlos überzogen und für Klitschko inakzeptabel war. Das Scheitern der zweiten Gesprächsrunde schiebt der Russe jedoch auf den WBC-Weltmeister, der die gesamten Fernsehgelder für sich beansprucht habe.

Der ehemalige WBA-Champion aus St. Petersburg meldete sich damit erstmals nach Bekanntwerden seiner längeren Verletzungspause persönlich zu Wort und erklärte, er müsse sich zunächst um seine eigene Gesundheit kümmern. Spekulationen über sein mögliches Karriereende erteilte er jedoch mit der Ankündigung eine Absage, er werde nach überstandener Schulteroperation im nächsten Jahr in den Ring zurückkehren.

31. August 2010