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MELDUNG/194: Powetkin sagt Pressekonferenz mit Klitschko ab (SB)



Weltmeister und Manager üben harsche Kritik am Herausforderer

Das erste Aufeinandertreffen von Weltmeister Wladimir Klitschko und Herausforderer Alexander Powetkin ist am Montag ins Wasser gefallen. Bei der offiziellen Pressekonferenz in der Frankfurter Commerzbank Arena vor dem Titelkampf am 11. September in Frankfurt/Main erschien Powetkin nicht. Offiziellen Angaben zufolge leidet der Russe an einer Nasennebenhöhlenentzündung, die einen Flug vom Trainingscamp in den USA nach Deutschland verhindert. "Zwei Wochen haben wir versucht, ihn zum Kommen zu zwingen. Er hätte zeigen können, daß er bereit ist für den Kampf", sagte Klitschko, der sogar einen Rückzug des Herausforderers für möglich hält: "Wenn Powetkin seine Chance verpaßt, dann ist er selbst schuld."

Noch härter ging Bernd Bönte, Managing Director der Klitschko Management Group (KMG), mit Powetkin ins Gericht: "Am Sonntag um 23.50 Uhr ist uns die Absage per Fax mitgeteilt worden. Angeblich soll es sich um eine Sache mit den Nebenhöhlen handeln. Trainieren kann er, fliegen nicht." Am Samstag soll sich der Russe, der 2008 einen Kampf gegen Klitschko verletzungsbedingt abgesagt hatte, noch in Atlanta einen Boxkampf angesehen haben. "Das klingt verdächtig nach einer Ausrede", meinte Bönte, der auch kein gutes Haar an Promoter Wilfried Sauerland ließ, der Powetkin unter Vertrag hat: "Das Verhalten ist wenig professionell und völlig unverständlich."

"Wir bedauern, daß Alexander nicht zur Pressekonferenz erscheinen konnte, da er ein einwöchiges Flugverbot hat", so Chris Meyer, Geschäftsführer von Sauerland Event. "Er wird seine Vorbereitung wie geplant fortsetzen. Wir sind bereit für diesen Kampf."

Alexander Powetkin hat sich nach seiner Absage der Pressekonferenz zu Wort gemeldet. "Ich mußte lange auf diese Chance warten, aber jetzt möchte ich den Klitschkos ihre Gürtel abnehmen. Das wird der wichtigste Kampf meiner Karriere. Meine Zeit ist gekommen. Ich bin die Zukunft des Schwergewichts, Klitschko ist die Vergangenheit", tönte der Russe in der ukrainischen Ausgabe der Zeitung "Komsomolskaja Prawda". Er arbeite in den USA mit zehn Sparringspartnern, von denen einige selbst Weltmeister waren.

Klitschko und Bönte fordern vom Verband IBF Sanktionen, da Termine wie Pressekonferenzen oder andere medienwirksame Auftritte vor dem Kampf Vertragsbestandteil sind: "Die IBF hat die Möglichkeit, Powetkin herunterzustufen. Dann kann er nicht am 11. September in Frankfurt boxen. Vielleicht ging es denen nur um die zwei Millionen Antrittsgeld", so Bönte.

Nachrücker wäre gemäß der IBF-Rangliste der in den USA lebende Samuel Peter. An ihn hat der Ukrainer gemischte Erinnerungen, da er 2005 im Kampf gegen den Nigerianer dreimal im Ringstaub lag, ehe er am Ende doch noch nach Punkten gewann. Sein Bruder Vitali zeigte nach seinem Comeback im Herbst 2008 dem damaligen WBC-Weltmeister die Grenzen auf, als er ihm souverän den Titel abnahm.

"Wir müssen abwarten, was die IBF macht", sagte Bönte. Der Kampftermin ist nach den Worten Wladimir Klitschkos jedenfalls nicht gefährdet: "Ich freue mich schon auf das boxbegeisterte Frankfurter Publikum", so der 34jährige. "Es wird eine große Show, und ich verspreche einen Riesen-K.o.. Powetkin habe ich mir nicht ausgesucht. Das bestimmt die Weltrangliste. Es ist eine Pflichtverteidigung."

Für Kritik an der Beliebigkeit vieler Boxveranstaltungen zeigte Bönte Verständnis: "Weniger wäre mehr. Es wird zuviel Masse im Fernsehen gezeigt." Er wolle sich jedoch als Vertreter des Premiumprodukts "nicht auf das hohe Roß setzen". Bedenken, daß auch Klitschkos Kampf angesichts eines möglichen kurzfristigen Wechsel des Gegners in dieselbe Kategorie fallen könnte, weist er jedoch zurück: "Das ist, glaube ich, unproblematisch. Das geht ja hier ganz klar nach den Regeln." Powetkin und Peter seien einer wie der andere erstklassige Herausforderer, auf die sich die Zuschauer in Frankfurt freuen könnten.

Nach seinen Auftritten in der Arena auf Schalke und der Düsseldorfer Esprit-Arena will der Weltmeister auch das Frankfurter Stadion mit 50.000 Zuschauern füllen und dabei an einen großen Tag im ehemaligen Waldstadion vor 44 Jahren erinnern. Am 10. September 1966 unterlag Karl Mildenberger vor 45.000 Zuschauern dem großen Muhammad Ali. Auch der Geschäftsführer des Frankfurter Stadions, Patrik Meyer, rechnet mit einem ausverkauften Haus.

20. Juli 2010