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MELDUNG/160: Ivan Calderon auf den Spuren von Joe Louis (SB)



Puertoricaner sammelt erfolgreiche Titelverteidigungen

Ivan "Iron Boy" Calderon aus Puerto Rico hat im legendären New Yorker Madison Square Garden einen weiteren Schritt auf dem Weg zum angestrebten Weltrekord bewältigt. Der 35jährige Puertoricaner hat 34 Kämpfe gewonnen sowie einen unentschieden beendet und hofft, die von Schwergewichtslegende Joe Louis gehaltene Höchstmarke von 25 Titelverteidigungen überbieten zu können.

Calderon hat im Strohgewicht den Titel der WBO seit Mai 2003 elfmal erfolgreich verteidigt. Im Sommer 2007 stieg der Puertoricaner, der gegenwärtig zu den zehn Boxern aller Gewichtsklassen gezählt wird, ins Juniorfliegengewicht auf, wo er seinen WBO-Gürtel nun sechsmal verteidigt hat.

Ivan Calderon traf in einem Kampf des Juniorfliegengewichts auf den Mexikaner Jesus Iribe, der vor ihrem Duell 16 Kämpfe gewonnen, sechs verloren und fünf unentschieden beendet hatte. Wie zu erwarten war, dominierte der Puertoricaner das Geschehen im Ring und erwies sich dank seiner Beweglichkeit für den langsameren Herausforderer als weitgehend ungreifbar. Hoffnung keimte im Lager des Mexikaners lediglich in der zweiten Runde auf, als dieser mit einer rechten Geraden den zurückweichenden Titelverteidiger am Kinn erwischte, der daraufhin zu Boden gehen mußte. Calderon kam jedoch rasch wieder auf die Beine und wirkte kaum angeschlagen, als er sogleich zu seinem Stil zurückfand.

Kleiner als sein Gegner, boxte er aus der Distanz und traktierte Iribe ein ums andere Mal mit schnellen Jabs, linken Geraden und gelegentlichen rechten Haken, die den Mexikaner immer wieder trafen. Hingegen schlug Iribe bei seinen Kontern und Angriffen allzu oft Löcher in die Luft, da sich Calderon durch flinke Beinarbeit und erstklassige Reflexe geschickt entzog. In seiner Frustration suchte der Herausforderer zunehmend sein Heil in wilden Schwingern, denen der Weltmeister nur um so leichter auszuweichen verstand. Wenngleich es dem Puertoricaner an Schlagwirkung fehlte, um den Mexikaner zu erschüttern, erzielte er doch eindeutig die Mehrzahl der Treffer und gewann den Kampf verdient nach Punkten (118:109, 118:109, 116:111).

Ungeachtet seines Kampfnamens "Iron Boy" ist Ivan Calderon kein Boxer, der sich verbissen zum Sieg durchkämpft oder mit wuchtigen Treffern eine vorzeitige Entscheidung sucht. Tatsächlich hat er lediglich neun Auftritte durch K.o. gewonnen, doch ist er auf Grund seiner überragenden technischen Fertigkeiten ein Künstler zwischen den Seilen, wie man ihn in den leichten Gewichtsklassen gegenwärtig kein zweites Mal findet. Besiegen wird ihn aller Voraussicht nach erst dann ein Gegner, wenn er den Jahren im Ring seinen Tribut zollen muß und die enorme Beweglichkeit und Übersicht einbüßt.

Calderon hat nun 17 erfolgreiche Titelverteidigungen absolviert, womit ihn noch acht von Joe Louis trennen. Das ist eine lange Strecke für einen Boxer von 35 Jahren, dessen Erfolg nicht zuletzt auf der allen Konkurrenten überlegenen Schnelligkeit beruht. Ob er eine Titelvereinigung im Kampf gegen Giovanni Segura (WBA), Rodel Mayol (WBC) oder Carlos Tamara (IBF) anstrebt, ist ungewiß. Denkbar wäre auch ein Aufstieg ins Fliegengewicht, das derzeit stagniert.

Die Rangliste der meisten Titelverteidigungen führt Joe Louis an, der sich in seiner langen Karriere zwischen 1937 und 1949 gegen 25 Herausforderer durchsetzen konnte. Auf dem zweiten Platz folgt Dariusz Michalczewski, der während seiner Regentschaft im Halbschwergewicht beim Hamburger Universum-Boxstall von 1994 bis 2003 insgesamt 23 Gegnern das Nachsehen gab, die ihm den Gürtel abnehmen wollten. An dritter Stelle liegen vier Boxer mit je 21 Titelverteidigungen gleichauf: Der US-amerikanische Federgewichtler Abe Attell (1903 bis 1912), Ricardo Lopez aus Mexiko im Strohgewicht (1990 bis 1999), Sven Ottke im Supermittelgewicht (1998 bis 2004) und Joe Calzaghe aus Wales ebenfalls im Supermittelgewicht (1997 bis 2007).

15. Juni 2010