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PORTRAIT/095: Carl Williams maß sich mit Larry Holmes und Mike Tyson (SB)




Früherer Schwergewichtler im Alter von 53 Jahren gestorben

Im Alter von 53 Jahren ist der ehemalige US-amerikanische Schwergewichtler Carl "The Truth" Williams einer Krebserkrankung erlegen. Das internationale Sportpublikum nahm vor allem von zwei seiner Titelkämpfe Notiz, bei denen er den amtierenden Weltmeistern Larry Holmes und Mike Tyson unterlag.

Carl Williams wurde am 11. November 1959 in Belle Glade, Florida, geboren. Er bestritt im Amateurlager 22 Kämpfe, in denen er sich nur einmal geschlagen geben mußte und 1980 wie auch 1981 die New York Golden Gloves gewann. Im Jahr 1982 unterschrieb der 1,93 m große Schwergewichtler einen Profivertrag und setzte sich zunächst gegen eine Reihe weithin unbekannter Aufbaugegner durch. Sein erster bedeutender Auftritt im Ring war ein Punktsieg gegen James Tillis im Oktober 1984, der ihm nach 16 gewonnenen Kämpfen in Folge den Weg zur Herausforderung des amtierenden IBF-Weltmeisters Larry Holmes öffnete. Williams ging am 20. Mai 1985 als krasser Außenseiter in diesen Kampf, doch hielt er sich erstaunlich gut gegen den hochgehandelten Champion und mußte sich nach 15 Runden zwar einstimmig, aber nur äußerst umstritten nach Punkten geschlagen geben.

Weniger überzeugend war seine Leistung im nächsten Kampf, da ihn der keineswegs als gefährlicher Puncher geltende Jesse Ferguson zweimal am Boden hatte, ehe er den zuvor ungeschlagenen Gegner schließlich durch technischen K.o. in der zehnten Runde besiegen konnte. Einen Rückschlag mußte Williams dann bei seinem nächsten Auftritt hinnehmen, als ihn der ehemalige Weltmeister Mike Weaver bereits in der zweiten Runde auf die Bretter schickte.

Im Jahr 1987 ging es wieder bergauf mit Carl Williams, da er Bert Cooper vorzeitig besiegte und den ehemaligen WBC-Champion Trevor Berbick nach Punkten bezwang. Mit fünf Siegen in Folge qualifizierte er sich für einen Weltmeisterschaftskampf gegen Mike Tyson, den er mit einer ganzseitigen Anzeige in der Sonntagsausgabe der New York Times provozierte, deren Schlagzeile "Is Mike Tyson afraid of The Truth?" lautete. Wie zu erwarten war, hatte der Champion aller Verbände keine Angst vor diesem Herausforderer.

In ihrer Begegnung am 21. Juli 1989 wich Tyson gegen Mitte der ersten Runde einem Jab seines Gegners aus und schickte diesen mit einem linken Haken auf die Bretter, der später als einer der gewaltigsten Konter seiner Karriere bezeichnet werden sollte. Williams wurde bis acht angezählt und kam wieder auf die Beine, wurde jedoch vom Ringrichter aus dem Kampf genommen. Ein erster Protest des unterlegenen Herausforderers an Ort und Stelle blieb ohne Wirkung. Im nachfolgenden Interview versicherte Williams, daß er nach dem Niederschlag keineswegs desorientiert gewesen sei und gerne weitergekämpft hätte, um sein Können unter Beweis zu stellen. Zugleich forderte er eine Revanche, zu der es jedoch nie kam.

Mit dieser Niederlage gegen den übermächtigen Weltmeister endete für Carl Williams die Phase seiner Karriere, in der er ein Titelkandidat gewesen war. Im Jahr 1991 mußte er sich Tim Witherspoon nach Punkten geschlagen geben, worauf er zwar noch einige bedeutende Kämpfe bestritt, dabei jedoch durchweg den kürzeren zog. So verlor er unter anderem gegen Frank Bruno und Alexander Solkin. Gegen Tommy Morrison wäre ihm 1993 fast die Rückkehr auf die Siegerstraße gelungen, als er seinen Landsmann in der fünften Runde zweimal zu Boden schickte. Am Ende verlor er jedoch selbst durch K.o. und setzte seine Laufbahn zwar noch bis 1997 fort, doch diente er dabei in erster Linie als Aufbaugegner für Nachwuchsboxer. Seinen letzten Kampf bestritt er im Oktober 1997, als er vorzeitig gegen Anthony Green verlor. Die Gesamtbilanz seiner Karriere setzt sich aus 30 Siegen (21 davon durch K.o.), zehn Niederlagen sowie einem Auftritt ohne Wertung zusammen.

Williams lieferte die Inspiration für eine Parodie in der Serie "In Living Color", die vom Sender Fox ausgestrahlt wurde. Verkörpert von Jamie Foxx tritt darin der Boxer Carl "The Tooth" Williams auf, dessen Beiname von seinem einzigen Zahn herrührt.

Carl Williams arbeitete zuletzt in einem New Yorker Wolkenkratzer als Brandschutzbeauftragter. Diese Tätigkeit hatte ihm der ehemalige Schwergewichtsboxer Gerry Cooney vermittelt, für dessen Wohlfahrtsorganisation F.I.S.T. er sich engagierte. Williams erlag am 7. April seiner schweren Krankheit und hinterließ eine Tochter und einen Sohn. Seine Tochter Nijah war im Alter von zwölf Jahren an Leukämie gestorben.

11. April 2013