Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

PORTRAIT/074: Greg Page erlag den Spätfolgen eines Ringunfalls (SB)


Früherer Schwergewichtsweltmeister im Alter von 50 Jahren gestorben


Der frühere Schwergewichtsweltmeister Greg Page ist am 27. April 2009 im Alter von 50 Jahren gestorben. Seine Witwe führte den Tod ihres Ehemannes auf Verletzungen zurück, die er 2001 als 42jähriger bei einem Kampf gegen seinen Landsmann Dale Crowe davongetragen hatte. Damals verlor er nach einem Niederschlag in der zehnten Runde das Bewußtsein und lag anschließend eine Woche lang im Koma. Wie die Ärzte damals diagnostizierten, hatte er ein Schädelhirntrauma und zudem während der nachfolgenden Operation einen Schlaganfall erlitten, der eine permanente linksseitige Lähmung herbeiführte. Seither war er auf den Rollstuhl angewiesen.

Greg Page wurde am 25. Oktober 1958 in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky geboren. Als Amateur brachte er es 1977 und 1978 zum Schwergewichtsmeister seines Landes, worauf er 1978 auch das nationale Golden-Gloves-Turnier gewann, das als höchstrangiger Wettbewerb im US-amerikanischen Amateurboxen gilt. Er war damals übrigens zeitweise auch ein Sparringspartner Muhammad Alis, der wie er aus Louisville stammt. Mit einer Bilanz von 90 Siegen und elf Niederlagen verabschiedete sich Page 1979 aus dem Amateurbereich, um sein Talent im Profilager zu Geld zu machen.

Dazu boten sich ihm gute Aussichten, da er erstens über das erforderliche Können verfügte und zweitens in der Periode zwischen Muhammad Ali und Mike Tyson, die mit einem Niedergang des Schwergewichtsboxens assoziiert wird, Karriere im Ring machte. Dort erwies er sich als recht mobiler Boxer, der zudem über eine beachtliche Schlagwirkung verfügte und ausgezeichnete Nehmerqualitäten besaß.

Allerdings schien es ihm in der Regel an dem erforderlichen Ehrgeiz gefehlt zu haben, mit letzter Entschlossenheit etwas aus seinem enormen Talent zu machen. Im Jahr 1981 fackelte er nicht lange mit Alfredo Evangelista und Scott LeDoux, worauf im Mai 1982 ein Punktsieg gegen den Veteranen Jimmy Young folgte. Nur einen Monat später unterlag er jedoch Trevor Berbick überraschend nach Punkten. In der Folge gewann er zwar gegen "Quick" Tillis und Renaldo Snipes, doch war sein Ruf angekratzt. Diese Skepsis schien sich zu bestätigen, als er am 9. März 1984 im Kampf um den vakanten WBC-Titel gegen Tim Witherspoon den kürzeren zog.

Da man Greg Page inzwischen für keinen allzu schweren Gegner hielt, war er als vermeintliches Kanonenfutter für Titelverteidigungen gefragt. In dieser Eigenschaft bot sich ihm noch einmal die Gelegenheit, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen. Als Außenseiter reiste er nach Südafrika und entthronte dort am 1. Dezember 1984 den weißen WBA-Champion Gerrie Coetzee durch K.o. in der ersten Runde. Lange konnte sich Page seines neugewonnenen Gürtels freilich nicht erfreuen, da er ihn bereits bei der ersten Titelverteidigung im Jahr 1985 an Tony Tubbs verlor.

Er boxte mit einer zwischenzeitlichen Unterbrechung von drei Jahren noch bis 2001, doch konnte er nie wieder an seine früheren Erfolge anknüpfen. Während dieser Zeit verlor er unter anderem gegen Joe Bugner, Donovan Ruddock, Orlin Norris, Francesco Damiani, Bruce Seldon, Monte Barrett und zweimal gegen Mark Wills. Im Laufe seiner 22 Jahre als Berufsboxer hat Page 76 Kämpfe bestritten und davon 58 gewonnen, 17 verloren und einen unentschieden beendet.

Greg Page verklagte die Boxkommission des Bundesstaats Kentucky, da es bei seinem letzten Kampf an einer ausreichenden medizinischen Notfallversorgung gefehlt hatte. Jahre nach diesem Zwischenfall, der sein Leben auf so dramatische Weise verändert hatte, erhielt er im Zuge einer Übereinkunft die Summe von 1,2 Millionen Dollar als Entschädigung.

29. April 2009