Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

PORTRAIT/056: James Oyebola erlag schweren Schußverletzungen (SB)


Früherer britischer Schwergewichtsmeister 47-jährig gestorben

In London ist der frühere britische Schwergewichtsmeister James Oyebola den Schußverletzungen erlegen, die ihm ein bislang nicht identifizierter Täter in einem Nachtklub zugefügt hatte. Der 47 Jahre alte Vater zweier Kinder hatte im "Chateau 6" in Fulham drei jüngere Gäste aufgefordert, sich an das kürzlich in Kraft getretene Rauchverbot zu halten. Beim Verlassen des Lokals feuerte einer der Männer aus nächster Nähe vier Schüsse auf ihn ab, die ihn im Gesicht und am Bein trafen. Der frühere Boxer lag danach auf der Intensivstation des Kings Cross Hospitals im Koma, aus dem er nicht mehr erwachte.

James Oyebola wurde am 10. Juli 1961 in Lagos, Nigeria, geboren. Im Alter von sechs Jahren kam er mit seinen Eltern nach England, wo er im Westlondoner Stadtteil Paddington aufwuchs. Er begeisterte sich für den Boxsport und avancierte dank seiner physischen Attribute zu einem erfolgreichen Schwergewichtler. Als Amateur kämpfte er in der britischen Auswahl, wurde zweimal Landesmeister und errang bei den Commonwealth Games 1986 in Edinburgh die Bronzemedaille. Dabei unterlag er im Halbfinale Lennox Lewis, der später Gold gewann.

Er wechselte ins Profilager und trat dort unter dem Kampfnamen "Big Bad" an, der seinem beeindruckenden äußeren Erscheinungsbild entsprach. Allerdings gelang es ihm in seiner Karriere nicht, aus dem Schatten der populären Champions Lennox Lewis und Frank Bruno herauszutreten. Als Lewis 1993 einen Kampf in Atlantic City bestritt, bekam Oyebola die Chance, im Vorprogramm um die internationale Meisterschaft des WBC zu boxen, die er durch einen Sieg gegen Scott Welch aus Brighton gewann. Im November 1994 besiegte er in Cardiff Clifton Mitchell in vier Runden und wurde damit britischer Meister.

In der Folge blieb es ihm jedoch versagt, seine gewonnenen Gürtel zu Geld zu machen. Er verlor den britischen Titel im Oktober 1995 bei der Revanche gegen Welch und als er im folgenden Jahr auch Julius Francis unterlag, erklärte er im Alter von 36 Jahren seinen Rücktritt vom Boxsport. Im Laufe seiner neun Jahre währenden Profikarriere hatte er zwischen 1987 und 1996 von 23 Kämpfen 18 gewonnen und 16 von ihnen vorzeitig beendet.

Er wurde in der Boxszene als Sportler respektiert, der das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht hatte und dabei sympathisch und umgänglich geblieben war. Wenngleich er im Ring furchteinflößend sein konnte, galt er doch als ein eher schüchterner und zurückhaltender Mensch, der dem Bild eines sanften Riesen entsprach.

Nach Ende seiner sportlichen Laufbahn verdiente er seinen Lebensunterhalt als Türsteher. In jüngerer Zeit sah man ihn wieder häufiger am Ring, da er den talentierten Ajose Olusegun als Manager betreute, der wie er aus Nigeria stammt und in London lebt. Olusegun ist amtierender Commonwealth-Meister im Halbweltergewicht.

James Oyebola und sein Manager Frank Maloney wollten in Kürze nach Ghana reisen, um dort aus den Händen des Präsidenten eine Ehrenmedaille für ihre Verdienste um den afrikanischen Boxsport entgegenzunehmen. Wie Maloney sagte, habe sich Oyebola alles, was er im Leben erreichte, hart erkämpfen müssen und sich der Aufgabe verschrieben, Kinder zu ermutigen, seinem Beispiel zu folgen. Er sei einer der liebenswürdigsten Menschen gewesen, die ihm je begegnet seien, und habe der schwarzen Gemeinde als Vorbild gedient. Auch sein früherer Manager Frank Warren würdigte die Verdienste Oyebolas in einem Nachruf. Maloney plant gemeinsam mit weiteren Freunden des Verstorbenen eine Spendensammlung zugunsten der Familie James Oyebolas.

31. Juli 2007