Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

SPLITTER/401: Vermarktungsgenie gegen Volksheld der Philippinen (SB)



Oscar de la Hoya holt sich Manny Pacquiao in den Ring

Der populärste und geschäftstüchtigste Boxer der Welt gegen den besten Boxer aller Gewichtsklassen - unter diesem Motto kündigen die Medien in den USA das spektakuläre und finanziell einträglichste Duell dieses Jahres an, das ohnehin reich mit Prestigeduellen namhafter Stars gesegnet ist. Oscar de la Hoya gibt am 6. Dezember in Las Vegas wieder einmal seine Abschiedsvorstellung. Wie der Sender ESPN berichtete, wird der 35jährige Olympiasieger von 1992 im MGM Mirage gegen den Filippiner Manny Pacquiao in den Ring steigen. Die Austragung des Kampfs hatte sich wegen der Unstimmigkeiten über die Aufteilung der Einnahmen immer wieder verzögert. Schätzungen zufolge wird das Duell 100 Millionen Dollar bringen und Pacquiao ein Drittel davon erhalten. "Golden Boy" De la Hoya war im Laufe seiner Profikarriere Weltmeister in sechs verschiedenen Gewichtsklassen und promotet seine Kämpfe selbst. Sein Gegner hat es auf vier Titel gebracht und steht in seiner Heimat im Rang eines Nationalhelden.

Ausgetragen wird der Kampf im Weltergewicht und damit einem Limit, in dem Oscar de la Hoxa zuletzt 2001 geboxt hat. Er muß in den kommenden Wochen eine Menge Gewicht reduzieren, um diese Vorgabe einzuhalten. Das könnte sich als Problem erweisen, welches freilich durch die Nachteile Manny Pacquiaos mehr als aufgewogen wird, der wesentlich kleiner und leichter ist.

Wenngleich De la Hoya den Zenit seines Könnens bereits überschritten hat, wird der Kampf zweifellos in finanzieller Hinsicht ein voller Erfolg. Was die "Golden Boy Promotion" anfaßt, macht sie zu Geld. De la Hoya investiert Millionen in die Werbung und greift dabei auch auf das traditionelle Muster einer gemeinsamen Tour durch mehrere große Städte zurück, das zwar sehr aufwendig und anstrengend ist, aber bislang stets für eine reiche Ernte gesorgt hat. Er ist der bestverdienende Boxer aller Zeiten und hat seine Vermarktung schon vor vielen Jahren mit Erfolg in die eigenen Hände genommen. Der Sohn mexikanischer Einwanderer ist Boxer, Promoter, Musiker, Filmstar und manches mehr, wobei er sich nicht scheut, mit den stärksten Gegnern in den Ring zu steigen.

Das gilt auch mit Blick auf den 29jährigen Manny Pacquiao, der zwar körperlich eigentlich eine Nummer zu klein für ihn ist, aber zu den furchterregendsten Erscheinungen zählt, die derzeit den Ring usicher machen. Viele Experten, darunter die renommierte Fachzeitschrift "Ring Magazine", halten ihn derzeit für den besten Boxer aller Gewichtsklassen und einen kommenden Superstar des Boxgeschäfts.

In den zurückliegenden Wochen haben De la Hoyas Partner Richard Schaefer und Pacquiaos Promoter Bob Arum zähe Verhandlungen um die Aufteilung des Erlöses geführt. Wie bei einem Geschäft dieser Größenordnung üblich, wechselten optimistische Meldungen über den Stand der Gespräche mit Hiobsbotschaften angeblichen Scheiterns, bis schließlich alles ausgepokert und das Abkommen unterzeichnet war. Während die "Golden Boy Promotion" den Löwenanteil einstreicht, kann "Top Rank" durchaus zufrieden sein. Der Philippiner erhält die höchste Börse seiner Karriere, an der ja sein Promoter kräftig mitverdient, und bekommt zugleich den bestmöglichen Türöffner, da der Dezemberkampf in den USA der meistgesehene des Jahres sein wird.

Der bislang erfolgreichste Kampf im amerikanischen Bezahlfernsehen war das Duell zwischen Oscar de la Hoya und Floyd Mayweather jr. im Jahr 2007, das 2,4 Millionen Zuschauer buchten und mit einem Sieg des inzwischen zurückgetretenen Mayweather endete. Davor hielt der "Golden Boy" bereits den Rekord für einen Kampf unterhalb des Schwergewichts, erzielt bei der ersten Niederlage seiner Karriere im Jahr 1999 gegen Felix Trinidad.

Mit einer Bilanz von 39 Siegen (30 K.o.) und fünf Niederlagen nimmt sich De la Hoya auf dem Papier nicht allzu beeindruckend aus. Doch dieser Eindruck täuscht, da er mit allen namhaften Gegnern seiner Gewichtsregion im Ring gestanden hat. Im Laufe der letzten fünfzehn Jahre hatte er unter anderem Floyd Mayweather, Julio Cesar Chavez, Bernard Hopkins, Shane Mosley, Felix Trinidad, Pernell Whitaker, Ike Quartey, Fernando Vargas, Arturo Gatti, Genaro Hernandez, Jesse James Leija und Hector Camacho vor den Fäusten. Im Kampf gegen Mayweather am 5. Mai 2007 verlor er nur knapp nach Punkten und bei seinem letzten Auftritt am 3. Mai 2008 gegen Steve Forbes gewann er fast jede Runde und damit natürlich den Kampf. Dieser fand in Los Angeles in einem Fußballstadion statt, womit De la Hoya einmal mehr neue Maßstäbe setzte.

Manny Pacquiao tritt mit 47 Siegen, drei Niederlagen und zwei Unentschieden an, wobei er 35 Kämpfe durch K.o. beendet hat. Im Dezember 1998 wurde er zwei Wochen vor seinem 20. Geburtstag WBC-Champion im Fliegengewicht. Im Jahr 2001 folgte der IBF-Titel im Superbantamgewicht, im März 2008 der Gürtel des WBC im Superfedergewicht und schließlich am 28. Jumi 2008 durch einen Sieg über David Diaz der Titel des WBC im Leichtgewicht.

Wie Promoter Bob Arum sagte, sei das der Kampf, auf den die Sportfans gewartet hätten, da beide Boxer zu den populärsten zählten, die heute im Ring stehen. Manny Pacquiao habe sich der gewaltigen Aufgabe gestellt, gegen den legendären Oscar de la Hoya anzutreten, doch bei Top Rank vertraue man darauf, daß er dabei sehr gut abschneiden werde.

Der Präsident der Sparte Sport und Unterhaltung des MGM Mirage, Richard Sturm, verwies daaruf, daß das Mirage Gastgeber der größten Stars aus Sport und Showgeschäft sei und der Kampf Anfang Dezember diese Tradition fortsetzen werde. Er freue sich darauf, eines der aufregendsten Duelle in der Geschichte des Boxens präsentieren zu können, das zweifellos die Fans in aller Welt in seinen Bann schlagen werde.

Mark Taffet vom übertragenden Sender HBO schloß sich der Lobeshymne an und erklärte, De La Hoya gegen Pacquiao sei ein Traumkampf für alle Sportfans. Der größte Publikumsliebling und der beste Boxer der Welt zusammen im Ring sei ein Ereignis, das weit über den Sport hinaus Bedeutung erlange.

Lassen wir zum Schluß die vielgerühmten Boxer selbst zu Wort kommen: "Manny Pacquiao gilt derzeit als der beste Boxer der Welt, und ich will stets gegen die Besten boxen", erklärte Oscar de la Hoya. "Ich freue mich, daß wir diesen Kampf durchführen können. Pacquiao steht auf dem Gipfel des Erfolgs und hat alle namhaften Gegner besiegt. Ich werde der Welt zeigen, daß diese Serie mit mir endet. Der 6. Dezember kann gar nicht schnell genug kommen!"

"Das ist meine größte Herausforderung", erwiderte Pacquiao. "Wenn ich in den Ring hinausgehe und gegen Oscar antrete, trage ich das ganze Volk der Philippinen auf meinen Schultern. Ihm verspreche ich feierlich, mit ganzem Herzen zu kämpfen und alles zu geben. Wie mein Trainer Freddie Roach schon sagte, besitze ich etwas, das mich im größten Kampf meines Lebens bestehen lassen wird."

8. September 2008