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SPLITTER/383: Thailändische Boxerin kämpfte um ihre Freiheit (SB)



Siriporn Thaweesuks Lebensgeschichte liefert Stoff für einen Film

Die thailändische Boxerin Siriporn Thaweesuk machte sich einen Namen, als sie im vergangenen Jahr einen Kampf um die Weltmeisterschaft im Gefängnis gewann und dafür vorzeitig aus der Haft entlassen wurde. Nun soll ihre faszinierende Lebensgeschichte verfilmt werden: Der Produzent Timothy Zajaros aus Los Angeles hat ihr die Rechte für eine nicht genannte Summe abgekauft und will den Film in einem großen Studio realisieren. Diese Geschichte sei einfach außergewöhnlich und eine Inspiration, so Zajaros.

Siriporn Thaweesuk wuchs in Bangkok auf, wo ihre Eltern als Straßenhändler den Lebensunterhalt der Familie mit dem Verkauf von Kleidung mehr schlecht als recht bestritten. Sie wurde im Alter von 16 Jahren wegen Handels mit einer geringen Menge Amphetamine zu der hohen Haftstrafe von zehn Jahren verurteilt. Um sich in der gewalttätigen Situation der Gefangenschaft zu behaupten, fing sie an zu boxen und legte dabei so großes Talent an den Tag, daß man im Strafvollzug auf ein makabres Angebot verfiel. Siriporn Thaweesuk, die unter dem Namen Samson Sor im Ring auftritt, sollte Gelegenheit zu einem Kampf um die Weltmeisterschaft bekommen und im Falle eines Sieges mit dem Erlaß der Reststrafe belohnt werden.

Nachdem sie zuvor im Gefängnis Pathum Thani in einem Titelkampf an der japanischen Meisterin Nanako Kikuchi gescheitert war, setzte sie im zweiten Anlauf alles auf eine Karte. Im Hochsicherheitsgefängnis Klong Prem, das allgemein als "Bangkok Hilton" bekannt ist, traf die inzwischen 24-Jährige nach nahezu neun Jahren ihrer zehnjährigen Haftstrafe in einem Kampf um den vakanten Titel des World Boxing Council (WBC) im Halbfliegengewicht auf die Japanerin Ayaka Miyano.

Im Gefängnishof war unter freiem Himmel eine provisorische Arena errichtet worden, in deren Mitte Samson Sor, von hunderten Mitgefangenen lautstark unterstützt, um ihre Freiheit kämpfte. Sie ergriff sofort die Initiative und trieb die Japanerin mit heftigen Kombinationen wiederholt in die Seile. Da der Kampf in den Nachmittagsstunden ausgetragen wurde, forderte auch die ungewohnte Hitze ihren Tribut von der Gegnerin, die unter den unablässigen Angriffen zweimal zu Boden gehen mußte und schließlich den Kampf verlor.

Der Direktor des thailändischen Strafvollzugswesens erklärte damals, Siriporn Thaweesuk habe ihre kriminelle Zeit hinter sich. Man habe ihr die Chance gegeben, ihr Talent unter Beweis zu stellen, was ihr voll und ganz gelungen sei. Sie habe sich geändert und bekomme nun Gelegenheit, in die Freiheit entlassen zu werden und in aller Welt zu kämpfen. Auch habe man vor, sie künftig als Boxtrainerin im Gefängnis einzustellen.

So wenig dagegen einzuwenden ist, daß die thailändische Boxerin auf das Angebot eingegangen ist und einen Straferlaß erwirkt hat, so fragwürdig bleibt dieser Auswuchs eines repressiven Systems, eine Gefangene um ihre Freiheit kämpfen zu lassen. Der Gnadenerweis galt ja nicht für den Fall einer Niederlage, weshalb das makabre Arrangement um so mehr an einen Gladiatorenkampf erinnerte.

12. April 2008