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SPLITTER/378: Ein neuer Stern am britischen Boxhimmel (SB)



Frankie Gavin gewinnt Gold bei der Amateurweltmeisterschaft

Der britische Boxsport sieht einen neuen Stern am Himmel seiner Ambitionen aufgehen. Bei der Amateurweltmeisterschaft in Chicago gewann Frankie Gavin die Goldmedaille im Leichtgewicht. Der talentierte Boxer aus Birmingham war früher Sparringspartner Amir Khans, der bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen Silber gewann, und erregte Aufsehen, als er dem überragenden Kubaner Mario Kindelan nur knapp unterlag. Nun hat er selbst die Spitze seiner Gewichtsklasse erreicht und denkt zweifellos über den Zeitpunkt seines Wechsels ins Profilager nach. Im kommenden Jahr böte sich bei der Olympiade in Peking die Gelegenheit, einen noch spektakuläreren Glanzpunkt zu setzen. Andererseits sind dann auch wieder die Kubaner mit von der Partie, die das Turnier in den USA boykottierten, und könnten ihm einen dicken Strich durch die Rechnung machen.

In der University of Illinois hatte Frankie Gavin im Finalkampf gegen den Italiener Domenico Valentino ebenso ruhig und zielstrebig geboxt wie in seinen vorangegangenen Kämpfen und deutlich mit 18:10 gewonnen. Dies war die erste Goldmedaille eines britischen Amateurboxers bei einer Weltmeisterschaft, die denn auch ausgiebig gefeiert wurde. Wie der Trainer der britischen Mannschaft, Terry Edwards, erklärte, habe Gavin seine Klasse unter höchsten Anforderungen mit sechs Siegen gegen die weltbesten Konkurrenten unter Beweis gestellt. Nun erweise sich, daß er das Zeug dazu habe, die Nummer eins im Leichtgwicht zu werden.

Im Verlauf von elf Turniertagen hatte Gavin vier Gegner aus den vordersten Rängen nacheinander bezwungen und sich nicht zuletzt für die Olympiateilnahme 2008 qualifiziert. Letzteres gilt auch für seine Teamkolegen Brad Saunders, Joe Murray und Tony Jeffries, die sich ebenfalls Fahrkarten nach Peking sicherten, wobei Saunders und Murray jeweils eine Bronzemedaille mit nach Hause nehmen konnten. Im Superschwergewicht war David Price auf Medaillenkurs, bis ihn eine Handverletzung aus dem Rennen warf. Er will versuchen, sich bei einem der beiden Turniere Anfang kommenden Jahres für Olympia zu qualifizieren. Sollte ihm das gelingen, könnte Großbritannien die stärkste Mannschaft seit langem zu den Spielen entsenden.

Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt gewann Chris Finnegan Gold für die britische Staffel. Danach begann eine lange Durststrecke, die von internem Gezänk, chronischem Geldmangel und der frühzeitigen Abwanderung der besten Amateurboxer zu den Profis gekennzeichnet war. Erst 32 Jahre nach Finnegan gelang es dann Audley Harrison 2000 in Sydney, wieder eine olympische Goldmedaille zu erkämpfen. Vier Jahre später war es Amir Khan, der mit seinem Silber von Athen die Herzen der Boxfans auf der Insel höher schlagen ließ. Hätte der führende englische Promoter Frank Warren ihn nicht von einem raschen Wechsel ins Profilager überzeugt, würde wohl das Boxgenie aus Bolton im kommenden Jahr die Reise nach China antreten, um sich im Leichtgewicht erneut mit den besten Amateuren der Welt zu messen. So aber wurde der Weg frei für Frankie Gavin, der nun die junge Garde britischer Talente anführt, die bei den Olympischen Spielen in Peking für Furore sorgen wollen.

23. November 2007