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SPLITTER/377: Andere Länder, andere Sitten (SB)



Wenn ein japanischer Boxer die Beherrschung verliert ...

Der Generalsekretär der japanischen Boxkommission, Tsuyoshi Yasukochi, rang sichtlich um Worte, als er vor die Mikrofone trat, um das bestürzende Geschehen in Worte zu fassen. Die letzte Runde sei schon sehr erstaunlich verlaufen, übte er sich sodann in bemerkenswertem Understatement. Nun müsse man prüfen, welche Konsequenzen dieses Verhalten für die weitere Karriere des Boxers habe.

Dem japanischen Boxer Daiki Kameda - so viel steht fest - droht nach dem Eklat bei seiner Niederlage im Kampf um die Weltmeisterschaft gegen Daisuke Naito in Tokio eine Sperre wegen gewalttätigen Verhaltens im Ring. Das mag sich angesichts eines Boxkampfs zunächst recht merkwürdig anhören, trifft aber doch den Nagel auf den Kopf.

Daisuke Naito verteidigte seinen WBC-Titel im Fliegengewicht gegen den 18 Jahre alten Herausforderer einstimmig nach Punkten. Kameda, der passend zu seinem blond gefärbten Haar goldene Boxhandschuhe trug, wurde mit dem Abzug von drei Punkten bestraft, nachdem er in der zwölften Runde die Beherrschung verloren hatte.

Der erste Punkt wurde ihm aberkannt, weil er weiter auf Naito einschlug, während beide auf dem Boden rollend zum Ringkampf übergegangen waren. Zwei weitere Punkte strich man ihm, nachdem er seinen Gegner wie ein Wrestler ausgehoben und dann rücklings auf den Boden geschmettert hatte.

Daiki Kameda, dessen älterer Bruder Koki früher Weltmeister im Halbfliegengewicht war, muß nun ebenso wie sein Vater und Trainer Shiro mit Sanktionen rechnen. Was die Sache für die eigenwillige Boxerfamilie nicht besser machte, war der Umstand, daß Koki Kameda vor laufender Fernsehkamera aus der Ecke seinen jüngeren Bruder anwies, er solle Naiti den Ellbogen ins Auge stoßen.

31. Oktober 2007