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SPLITTER/371: Öners Anwalt kann nicht über Arbeitsmangel klagen (SB)


Hamburger Promoter hat Ärger mit der Polizei

Vor einer Woche hatte der gebürtige Kubaner Juan Carlos Gomez bekanntgegeben, daß er Türke werden wolle. Der frühere Weltmeister im Cruisergewicht ist vor einiger Zeit zum Islam konvertiert und hat sich kürzlich einen Halbmond auf die rechte Brust tätowieren lassen. Nun ließ sich der 34-Jährige in einer Praxisklinik in der Hamburger Mönckebergstraße beschneiden. Die Prozedur verlief ohne Komplikationen, doch das Verhängnis nahm seinen Lauf, als im Aufwachraum neben dem Patienten nicht nur dessen derzeitige Freundin, sondern auch noch Promoter Ahmet Öner mit Frau und Kind sowie ein türkischer Journalist zugegen waren und Fotos gemacht wurden.

Das war einer Krankenschwester denn doch der Unruhe zu viel, worauf sie einen Arzt zur Unterstützung holte. Auf dem Flur kam es dann zu einem handfesten Streit, den Polizeisprecherin Ulrike Sweden mit den Worten schilderte, es sei offenbar zu Beleidigungen, Bedrohungen und einem Handgemenge gekommen. Aus dieser Äußerung geht zwar nicht hervor, wem welche Handlungsweise zuzuordnen ist, doch steht immerhin fest, daß der Arzt das Hausrecht in der Praxis hat und folglich Personen der Räume verweisen kann. Auch ist nicht eben wahrscheinlich, daß er als einzelner auf die ganze Gruppe losgegangen sein soll.

Unterdessen rückte die alarmierte Polizei gleich mit fünf Streifenwagen an, worauf der Arzt Anzeige wegen Bedrohung erstattete. Zwar beteuert Öner, er habe den Arzt weder verbal noch körperlich bedroht, doch als ihn die Beamten aus dem Gebäude geleiten wollten, eskalierte der Streit. Nach Angaben der Polizei drohte öner den Beamten: "Wenn ihr mich anfaßt, hau ich euch eine rein." Diese Wortwahl räumte auch der Promoter ein, doch fügte er eine Rechtfertigung hinzu: "Es stimmt. Aber wer würde vor den Augen eines weinenden vierjährigen Sohnes anders handeln?"

Es mutet schon etwas eigenartig an, daß Öner erst und gerade in diesem Zusammenhang mit der Anwesenheit des Kindes argumentiert, zumal er nicht etwa dessen Schutz und Wohl, sondern sein eigenes Bild in den Augen des Sohnes anführt.

Die Drohung wollte die Polizei nicht auf sich beruhen lassen, weshalb sie Öner in Gewahrsam nahm und zur Wache 14 brachte. Jetzt wird gegen den Chef des Arena-Boxstalls wegen Widerstands ermittelt. Damit hat der Anwalt Öners auch weiterhin ordentlich zu tun, nachdem sein heißblütiger Klient erst im Mai in eine heftige Prügelei verwickelt war. Damals war er ausgerechnet bei der Jubiläumsgala des Universum-Boxstalls in der Color Line Arena mit Sicherheitsleuten Klaus-Peter Kohls heftig aneinandergeraten. Die Ermittlungen zu diesem Zwischenfall laufen noch.

Nun stellt sich natürlich die Frage, was von den immer wiederkehrenden Turbulenzen zu halten ist, mit denen Ahmet Öner für Schlagzeilen sorgt. Daß es sich um bloße Zufälle ohne durchgängiges Muster handelt, wird immer unwahrscheinlicher, je häufiger man von derartigen Vorfällen zu hören bekommt. Öner hat ja selbst verschiedentlich eingeräumt, daß er mitunter zu hitzigen Reaktionen neige. Zudem mag eine Rolle spielen, daß sich der Promoter auch mit solchen Eskapaden ins Gespräch bringt, wobei man allerdings geteilter Meinung sein kann, ob schlechte Werbung ihm und seinem Unternehmen auf Dauer genauso nützt wie positive Nachrichten. Grundsätzlich fällt auf, daß der Boss des Arena-Boxstalls sowohl in geschäftlicher Hinsicht als auch im privaten Umgang einen expansiven und aggressiven Kurs steuert, mit dem er sich inzwischen auch über die Branche hinaus nicht gerade Freunde machen dürfte. Ob dieses nie versiegende Selbstbewußtsein ausschließlich seinem Naturell entspringt oder er vielmehr auf starke Trümpfe in der Hinterhand setzt, zählt zu den Überlegungen, die anzustellen er allen Anlaß gibt.

24. August 2007