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SPLITTER/370: Lebenshilfe für gewaltbereite Jugendliche? (SB)


Populärer britischer Boxer Amir Khan will ein Zeichen setzen

Der populäre britische Boxer Amir Khan hat 700.000 Pfund aus seinem Privatvermögen für die Errichtung einer kommunalen Trainingshalle gespendet und will zudem einen vierwöchigen Intensivkurs leiten, bei dem Jugendliche für das regelmäßige Boxtraining interessiert werden sollen, die wegen Gewaltdelikten straffällig geworden sind. Wie Khan sagte, habe ihn die Sorge über die wachsende Zahl entfremdeter und desillusionierter junger Menschen zu diesem Schritt bewogen.

Kinder und Jugendliche liefen heutzutage große Gefahr, in schlechte Gesellschaft zu geraten, da sie häufig keine Wurzeln oder Strukturen in ihrem Leben mehr besäßen.

Khan weiß insofern, wovon er spricht, als er selbst als problematisches und hyperaktives Kind galt, das immer wieder in Schwierigkeiten geriet. Im Alter von acht Jahren brachte ihn sein Vater schließlich in der Hoffnung zu einer Boxschule, daß dies dazu beitragen könnte, den ungeheuren inneren Drang seines Sohnes abzubauen und in sportliche Bahnen zu lenken.

Wie Amir Khan rückblickend berichtet, habe er auf diese Weise eine Disziplin entwickelt, die ihm nicht nur beim Boxen, sondern auf seinem gesamten Lebensweg zustatten gekommen sei. Nun wolle er Kindern und Jugendlichen dieselbe Chance geben, Charakter und Selbstvertrauen zu entwickeln, indem sie sich neue Ziele setzten und neue Freunde in einer sicheren Umgebung gewönnen.

Der 20-jährige Boxer erklärte sich dazu bereit, an der dreiteiligen Dokumentation "Angry Young Men" des britischen Senders Channel 4 mitzuwirken, die in wenigen Tagen beginnt. Dabei geht es um die Aufgabe, sechs als "schwierig" eingestufte Jugendliche mit einer langen Vorgeschichte gewalttätigen Verhaltens dazu zu bewegen, ihr Leben zu ändern und ihre Aggressionen in den Griff zu bekommen. Was Polizei, Gerichten und Kursen zur Aggressionsbewältigung nicht gelungen ist, will Khan mit Boxen und seinem Glauben schaffen.

Es habe ihn tief getroffen, wie entfremdet und einsam diese Jugendlichen seien. Sie hätten kein starkes, positives Vorbild in ihrem Leben. Ihnen fehlten Hoffnung und Ziele. Sie hätten nie in ihrem Leben irgend etwas erreicht. Sollten diese sechs jungen Menschen ein Abbild dessen sein, was überall vor sich gehe, türme sich ein gewaltiges Problem auf, sofern die Gesellschaft nicht schleunigst etwas unternehme, um dieser Generation zu helfen.

Amir Khan zählt seit dem Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen im Alter von nur 17 Jahren zu den bekanntesten und beliebtesten Sportlern Großbritanniens. Seine Großeltern sind Einwanderer aus Pakistan, die sich im nordenglischen Lancashire niedergelassen haben. Sein Großvater Lall Khan kam 1963 mit leeren Händen in Großbritannien an, pflanzte Kartoffeln, arbeitete in der Baumwollspinnerei und später in einer Fabrik. Amir Khans Vater betrieb einen Schrottplatz in Bolton.

Im Finale von Athen war Khan dem überragenden Kubaner Mario Kindelan unterlegen, den er dann bei der Revanche 2005 in seinem letzten Auftritt als Amateurboxer besiegte. Er wechselte auf Rat seines Vater und des führenden britischen Promoters Frank Warren im Juli 2005 ins Profilager. Neun Tage zuvor hatten die Anschläge das Land erschüttert, wodurch sich Khan veranlaßt sah, als Sprecher der asiatischen Jugend in Großbritannien Stellung zu beziehen. Am 16. Juli 2005 stieg er eingehüllt in eine britische Flagge in den Ring, während seine Freunde im Publikum eine Fahne schwenkten, die je zur Hälfte britisch und pakistanisch war und die Aufschrift trug: "Knock Out Terrorism". Im Dezember 2006 erschien sein autobiographisches Buch "A Boy From Bolton: My Story".

14. August 2007