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SPLITTER/365: Australier vom libanesischen Geheimdienst gefoltert (SB)


Ahmed Elomar neun Tage unter "Terrorverdacht" in Haft

Der australische Meister im Fliegengewicht, Ahmed Elomar, ist bei einem Besuch im Libanon vom militärischen Geheimdienst wegen angeblichen "Terrorverdachts" festgenommen und während der neun Tage währenden Gefangenschaft gefoltert worden. Man ließ inzwischen die Vorwürfe gegen ihn fallen und setzte ihn wieder auf freien Fuß, worauf er die Botschaft seines Landes in Beirut sowie ausländische Medien in Tripoli informieren konnte.

Der 24-Jährige war fünfzehn Tage vor seiner Festnahme mit seiner Frau und ihren beiden Kindern im Libanon eingetroffen, um dort Angehörige zu besuchen. Auf dem Höhepunkt der Kämpfe zwischen der Fatah al-Islam und der Armee im Flüchtlingslager Nahr al-Barad bei Tripoli nahm ihn der Geheimdienst fest.

Wie Ahmed Elomar berichtete und mit Verletzungen an Rücken, Armen und Beinen belegen konnte, war er im Verlauf wiederholter Verhöre gefoltert worden, wobei man Informationen über die islamische Gemeinde in Sydney von ihm erlangem wollte. Die detaillierten Fragen ließen seinen Angaben zufolge darauf schließen, daß australische Behörden dem libanesischen Geheimdienst Einzelheiten übermittelt haben mußten, von denen dieser andernfalls keine Kenntnis gehabt hätte.

Man habe ihn bei den Verhören wiederholt nach einem Stück Land seines Vaters im Libanon gefragt, auf dem angeblich vor sieben Jahren eine Ausbildung an Waffen stattgefunden haben soll. Immer und immer wieder habe man ihn beschuldigt, selbst daran teilgenommen zu haben, und Einzelheiten von ihm erfahren wollen, die er ihnen nicht liefern konnte.

Er sei hundertprozentig davon überzeugt, daß die ASIO oder ein anderer australischer Geheimdienst die Finger in Spiel hatte, da man ihn präzise und detailliert nach bestimmten Personen, Orten und Abläufen in Sydney befragt habe. Zahlreiche Fragen hätten sich auf das als "Terrorgruppe" eingestufte Global Islamic Youth Centre im südwestlichen Vorort Liverpool bezogen, das von dem radikalen islamischen Geistlichen Feiz Mohamed geleitet wird. Das Zentrum ist seit fünf Jahren von der ASIO und der Polizei intensiv observiert worden, wobei der Geheimdienst mutmaßliche Unterstützer regelmäßig zum Verhör vorlud. Ahmed Elomars Angaben zufolge befragte man ihn sehr intensiv nach Sheikh Feiz und drohte, diesen zu verhaften, sobald er in den Libanon zurückkehren würde.

Elomar wurde gemeinsam mit einem weiteren verhafteten Australier namens Mohammad Basal nach neun Tagen freigelassen, während zwei andere Gefangene, Ibrahim Sabour und Omar Hadba, die ebenfalls aus Sydney stammen, weiter in Haft bleiben und unter "Terrorvorwürfen" angeklagt werden.

Die beiden freigelassenen Australier berichteten, daß sie Kapuzen tragen mußten, mit Handschellen gefesselt waren und immer wieder bedroht wurden. Elomar gab an, daß er häufig getreten, mit Fäusten geprügelt, mit Stöcken geschlagen und einmal am Rücken mit heißem Wachs malträtiert wurde. Man habe ihm am Bart gepackt, vor die Brust getreten und dabei den Propheten verflucht. Auch mußte er wiederholt acht Stunden lang stehen und wurde geprügelt, wenn er zusammenbrach. Ihr Freund Ibrahim Sabour sei noch schlimmer gequält worden.

Unter dem Eindruck der erlittenen Tortur sagte Elomar, er lege gar keinen Wert mehr auf seinen Grundbesitz im Libanon. Er wolle im Augenblick nichts weiter, als möglichst rasch nach Australien zurückkehren. Er wisse zwar, daß ihn die ASIO sofort nach seiner Rückkehr ihrerseits vernehmen werde, doch habe er mehr Zutrauen, daß die australischen Behörden geltende Regeln eher eimhielten und ihn weder schlagen noch anderweitig verletzten würden.

Man muß diese Aussage sicherlich im Kontext der soeben erlittenen Inhaftierung und Folter werten, die Ahmed Elomar unmißverständlich zeigten, daß er im Libanon jeder erdenklichen Willkür ausgeliefert ist. Es ist durchaus nachvollziehbar, daß er diesem unerträglichen Zustand entkommen möchte und sich von Australien demgegenüber sichere Verhältnisse erhofft. Daß er andererseits von der Zusammenarbeit der Geheimdienste weiß und davon ausgeht, daß ihn die australischen Behörden ans Messer geliefert haben, hat er ja selbst klar geäußert.

Die australische Botschaft in Beirut teilte auf Nachfrage mit, sie habe Kenntnis von den Foltervorwürfen, die Elomar erhebe, und die libanesischen Behörden schon in der Vergangenheit wiederholt aufgefordert, die Rechte inhaftierter australischer Staatsbürger zu achten. Des weiteren wolle man einen Arzt hinzuziehen, um die Angaben Elomars hinsichtlich der erlittenen Verletzungen zu überprüfen.

10. Juli 2007