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SPLITTER/360: Mike Tyson geht nach Bollywood (SB)


Kleine Tanzeinlage in der Promotion einer indischen Komödie

Da sich in der Vergangenheit um angebliche Pläne Mike Tysons zahllose Gerüchte rankten, ist auch die folgende Neuigkeit mit der gebotenen Vorsicht zu genießen, zumal sie der englischsprachigen Internetausgabe der "Prawda" entnommen ist, die ihre Leser des öfteren mit skurrilen Meldungen überrascht, welche man besser nicht für bare Münze nehmen sollte.

Tyson, so erfährt man mit beträchtlichem Erstaunen, reise demnächst nach Bollywood, um im Film aufzutreten. Offenbar hat er sich vertraglich verpflichtet, zu indischer Popmusik in der Vorankündigung einer Komödie zu tanzen, bei der Ahmed Khan Regie führt. Der frühere Boxweltmeister, heißt es weiter, werde im Mai zu den Dreharbeiten in Indien erwartet.

Wenngleich er natürlich seine besten Tage hinter sich habe, zehre er noch immer von seinem Ruf und bestehe bei seinem Besuch auf einer Behandlung, wie sie ihm einst als gefeierter Champion zuteil wurde. So habe er unter anderem zur Bedingung gemacht, daß keine Medien zugegen sein dürfen, keine scharfgewürzten Speisen serviert werden umd kein anderer Gast auf seiner Hoteletage einquartiert werden dürfe.

Solche ausgefallenen Wünsche mögen für amerikanische Stars völlig normal sein, doch was die Gebräuche in Bollywood betrifft, werde damit eine bislang unerreichte Stufe des Primadonnenverhaltens erklommen. So zitiert die "Times of India" den Regisseur Ahmed Khan mit den Worten, er arbeite erstmals mit einem internationalen Star zusammen und merke nun, daß die Abstimmung nicht immer einfach sei, da alles gut durchorganisiert, versiegelt und angeliefert werden müsse. Bei der Verpflichtung Tysons sei man sich zudem nicht im klaren darüber gewesen, wie aufwendig sich die Sicherheitsmaßnahmen gestalten würden, sagte Khan der Zeitung.

Die Medien fernzuhalten, dürfte hingegen nicht allzu schwierig sein, da Boxen in Indien nicht sehr populär ist und kaum jemand Tyson erkennen würde. Auch was das Essen betrifft, sind keine Probleme in Sicht, da der Gast seinen eigenen Koch mitbringt. Ein ganze Hoteletage für ihn anzumieten, ist jedoch heutzutage ein außerordentlich schwer zu organisierendes und überdies kostspieliges Unterfangen. Die Nobelherbergen sind chronisch ausgebucht, und schon das Einzelzimmer in einem Fünfsternehotel kostet leicht zwischen 300 und 500 Dollar je Übernachtung.

Steine könnten dem Vorhaben die juristischen Probleme Tysons in den Weg legen, da er sich im August in den USA wegen Drogenbesitzes und Fahrens unter Drogeneinfluß vor Gericht verantworten muß. Ob ihm trotz des anhängigen Verfahrens eine Auslandsreise gestattet wird, ist angesichts seiner Vorstrafen ungewiß. Sollten all diese Hürden genommen werden, worauf Ahmed Khan natürlich hofft, wolle er Tyson vorschlagen, eine kleine Tanzeinlage zu geben.

Ein Tänzchen in dem Werbestreifen ist zwar noch nicht großes Kino - doch wer weiß, vielleicht winkt Mike Tyson ja in Bollywood eine unverhoffte zweite Karriere. Und sollte es sich bei dieser Ankündigung doch nur um ein weiteres Gebräu aus der Gerüchteküche handeln, so ist es zumindest amüsant sich vorzustellen, wie Tyson inmitten der Bonbonfarben einer Bollywood-Komödie das Tanzbein schwingt.

28. April 2007