Karl-Franzens-Universität Graz - 25.06.2015
Neue Studie der Uni Graz über ethnische Schichtung und Einkommensungleichheit im globalen Vergleich
Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst vielerorts. Selbst in manchen wohlhabenden Ländern geht die Schere immer weiter auf. Der Grazer Soziologe Univ.-Prof. Dr. Max Haller zeigt in seiner neuen umfassenden Studie "Ethnic Stratification and Income Inequality around the World. The End of Exploitation and Exclusion?" anhand von Daten aus 140 Nationen erstmals die komplexen Zusammenhänge zwischen Einkommensverteilung, sozialen Strukturen und ethnischen Unterschieden innerhalb von Staaten auf. Das Buch wurde heute, am 25. Juni 2015, im Café Prückel in Wien präsentiert.
"Die Art und Weise, wie ethnische Verschiedenheit durch soziale Kräfte und
politische Steuerung kanalisiert wird, bestimmt in hohem Maß den Grad der
Ungleichheit in einem Land", fasst Max Haller die zentrale Erkenntnis aus
seiner Studie zusammen. Mit Unterstützung von Anja Eder, MA, hat der
Wissenschafter Daten des United Nations University World Institute for
Development Economics Research (UNU-WIDER) und des International Social
Survey Programme analysiert. Berücksichtigt wurden dabei die
Einkommensverteilung, die Zusammensetzung der Bevölkerung nach ethnischen
Gruppen und politische Bedingungen, wie das (Nicht-)Vorhandensein von
Demokratie, Föderalismus und Wohlfahrtsstaat.
"Die ethnische Schichtung ist deshalb ein so bedeutender Faktor, weil sie oft die Ausbeutung bestimmter Gruppen durch andere mit sich bringt", unterstreicht Haller. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass die historisch extremste Form dieser Ausbeutung, die Sklaverei, bis heute signifikante Nachwirkungen hat."
Die statistischen Analysen der Publikation werden durch Fallstudien ausgewählter Länder mit unterschiedlichen Typen ethnischer Klassenschichtung ergänzt. "Die Forschungsergebnisse machen deutlich, dass es in gemischten Gesellschaften offenbar aufgrund mangelnden Zusammenhalts und gegenseitigen Misstrauens schwieriger ist, Gleichheit zu schaffen", berichtet der Studienautor. Dass ein Land von ethnischer Vielfalt aber auch profitieren kann, belegen Beispiele wie Südtirol und die Schweiz.
Damit dies gelinge, brauche es, so Haller, politische Weichenstellungen zur Förderung der Egalität, ein einheitliches Bildungs- und Gesundheitssystem, entsprechende Umverteilung und Maßnahmen zur Entwicklung benachteiligter Regionen oder Bevölkerungsgruppen. "Unsere Recherchen belegen, dass ein starker Wohlfahrtsstaat, Demokratie und Föderalismus Effekte ethnischer Heterogenität ausgleichen können."
Bei der Betrachtung innerstaatlicher Probleme verliert der Forscher auch die globalen Zusammenhänge nicht aus den Augen. Denn ethnische Vielfalt, Ungleichverteilung und grenzüberschreitende Migration bedingen einander. "Versteckte moderne Sklaverei existiert unter anderem in den Ländern des Südens, wo Konzerne der Industriestaaten, aber auch einheimische Unternehmen billige Arbeitskräfte ausbeuten." Und Prozesse der ethnischen Abschließung und Diskriminierung passieren ebenso an den Grenzen Europas zu Afrika, wie die Flüchtlingstragödien im Mittelmeer deutlich machen. "Hier zieht Europa einen unsichtbaren Eisernen Vorhang auf", sagt Haller. Statt Abschottung fordert der Soziologe partnerschaftliche Zusammenarbeit als Chance für eine lebenswerte Zukunft: "Dazu gehören eine geregelte Form legaler Zuwanderung, unternehmerische Investitionen, Hilfen beim Aufbau von Bildungssystemen und faire Handelsbeziehungen."
Publikation:
Ethnic Stratification and Income Inequality around the World.
The End of Exploitation and Exclusion?
von Max Haller unter Mitarbeit von Anja Eder
Ashgate Verlag (UK) 2015, 397 Seiten
Weitere Informationen unter;
http://unipub.uni-graz.at/oazuzt/periodical/pageview/459699
Artikel zur Studie in der UNIZEIT - Forschungsmagazin der
Karl-Franzens-Universität Graz
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution35
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Karl-Franzens-Universität Graz, Mag. Gudrun Pichler, 25.06.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2015
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