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RATGEBER/059: "Der Heilige Abend muss nicht perfekt sein" - dem Stress die kalte Schulter zeigen (idw)


Universität Ulm - 19.12.2013

"Der Heilige Abend muss nicht perfekt sein": Dem Weihnachtsstress die kalte Schulter zeigen



Besinnlich und ruhig sollte sie eigentlich sein - die Adventszeit. Doch für viele Menschen bedeuten die Wochen vor dem Heiligen Abend vor allem eines: Stress. Aber warum werden die Tage zwischen Weihnachtsmarkt, Adventssingen und Plätzchen backen regelmäßig zur Strapaze?

"Zunächst haben wir Spaß daran, Geschenke für unsere Lieben zu besorgen und das perfekte Weihnachtsfest zu planen. Kommt es jedoch durch mehrere Stressoren und Zeitdruck zur Überlastung und vernachlässigen wir Aktivitäten, die uns sonst Freude bereiten und Kraft geben, kann dies unser Wohlbefinden oder sogar unsere Gesundheit beeinträchtigen", weiß Dr. Roberto Rojas, der zurzeit die Psychotherapeutische Hochschulambulanz an der Uni Ulm aufbaut. Der erfahrene Psychologe berichtet, dass Patienten vor den Feiertagen vermehrt über Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, Ohrgeräusche ("Tinnitus") oder etwa Rückenschmerzen klagen - der Stress fordert also seinen Tribut. Und auch noch in der Erholungsphase, wenn alle Geschenke verteilt und die Verwandten abgereist sind, zwingt uns der Körper womöglich zu einer Ruhepause: "Es ist bekannt, dass ausgeprägter Stress im Körper Energie mobilisiert, wodurch wir den Stressor bewältigen können. Fällt die Anspannung ab, reagiert der Mensch nicht selten mit psychosomatischen Beschwerden", erläutert Professorin Iris-Tatjana Kolassa, Leiterin des Instituts für Klinische und Biologische Psychologie.

Doch was passiert genau in unserem Körper, wenn wir gestresst sind? "Die Aktivierung der so genannten "sympathiko-adreno-medullären-Stressachse" versetzt uns in Alarmbereitschaft. Eine erhöhte Anspannung, Wachsamkeit sowie emotionale Erregung sind die Folge. Etwa zwanzig Minuten nach Wahrnehmung eines Stressors beginnt die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol durch die Aktivierung der so genannten Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse", erklärt Kolassa. Stress über einen längeren Zeitraum könne zu einer geringeren Frustrationstoleranz sowie zu Überlastungssymptomen führen. Die Psychologieprofessorin empfiehlt Berufstätigen eine geschickte Planung der Feiertage. Dabei dürfen eigene Interessen keineswegs vernachlässigt werden: "Gerade in der stressigen Vorweihnachtszeit sollte man seine Energiequellen beibehalten und weiterhin Zeit für den Lieblingssport oder Treffen im Freundeskreis einplanen", betont auch Dr. Rojas.

Nicht zuletzt verursachen zu hohe Erwartungen, die wir an uns selbst und an andere stellen, Stress. Hier gilt es einfach mal "Nein" zu sagen und anzunehmen, dass das Weihnachtsfest nicht perfekt sein muss. Meist freut sich die Familie mehr über entspannte, gut gelaunte Gesichter unter dem Tannenbaum als über eine aufwändige Feier und teure Geschenke. "Weihnachten als Fest der Besinnung ist eine Chance, zur Ruhe zu kommen und zu reflektieren. Diese Haltung sollten wir auch über die Feiertage hinaus mit ins nächste Jahr nehmen, um so den Alltagsstress dauerhaft zu reduzieren", rät Roberto Rojas.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Ulm, Annika Bingmann, 19.12.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2013