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MELDUNG/489: 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie zum Thema Open Science (idw)


Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs) - 28.08.2018

Open Science: Innovative Ideen für gute wissenschaftliche Praxis auf dem 51. Kongress der DGPs


Die Psychologie ist - wie viele andere Wissenschaftszweige auch - in den letzten Jahren durch eine Replikationskrise gegangen: eine große Zahl scheinbar etablierter Befunde ließ sich nicht bestätigen. Der 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, der vom 15. bis 20. September 2018 in Frankfurt am Main stattfinden wird, widmet sich diesem Thema mit verschiedenen Veranstaltungen im Rahmen des Hot Topics "Open Science".

Vertreterinnen und Vertreter der wissenschaftlichen Psychologie haben sich dem Problem der Replikationskrise in den vergangenen Jahren aktiv gestellt. "Mittlerweile kann man durchaus sagen, dass die Psychologie - auch in der Außenbetrachtung durch andere wissenschaftliche Disziplinen - ein Vorreiter ist, was die Fortschritte in Forschungstransparenz und Reproduzierbarkeit betrifft", sagt Privatdozent Dr. Felix Schönbrodt von der LMU München, der das Hot Topic "Open Science" auf dem 51. Kongress der DGPs betreut. "Es wurden viele innovative Impulse entwickelt, die die Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Forschung erhöhen."

Positive Ergebnisse werden häufiger publiziert als negative

Ein Problem, das aktuell viel diskutiert wird, ist der sogenannte Publikationsbias: Positive Ergebnisse werden viel häufiger publiziert als negative oder Nullergebnisse. Konkret heißt das: Die Studien, wo ein Medikament beispielsweise eine positive Wirkung gezeigt hat, werden publiziert. Diejenigen, wo das Medikament nicht gewirkt hat (oder sogar negative Folgen hatte), werden zum großen Teil unterschlagen. Schaut man in die Literatur, sieht man jedoch nur noch die positiven Ergebnisse und bekommt so ein vollkommen verzerrtes Bild. "Eine Präregistrierung von Studien - einer der Kernpunkte der Reformbewegung - hilft dabei, die negativen Ergebnisse sichtbar zu machen und so zu einer realistischen und unverzerrten Einschätzung der Wirksamkeit von Medikamenten oder zum Beispiel auch psychotherapeutischen Interventionen zu kommen", sagt Felix Schönbrodt. "Diese unverzerrten Ergebnisse sind natürlich hoch relevant, sobald solche Interventionen in der Praxis eingesetzt werden"

Hot Topic: Anreizsysteme, Präregistrierung, Lehrkonzepte

Das Hot Topic "Open Science" zeigt in verschiedenen Facetten auf, wie die Zukunft der wissenschaftlichen Psychologie aussehen könnte. Vom 17. bis 20. September 2018 kommen internationale Vertreterinnen und Vertreter der Open Science Bewegung in Frankfurt zusammen und diskutieren innovative Konzepte für eine gute wissenschaftliche Praxis. "Die Frage ist mittlerweile nicht mehr, ob wir uns als Fach reformieren wollen und einen Fokus auf replizierbare und belastbare Forschung setzen wollen - die aktuelle Diskussion beschäftigt sich damit, wie wir das am besten erreichen" erklärt Felix Schönbrodt. Das betrifft zum Beispiel Anreizsysteme und wie wissenschaftliche Leistungen bewertet werden, die Art wie publiziert wird, aber auch, was Lehrende der nächsten Generation an Forscherinnen und Forschern vermitteln wollen.

Podiumsdiskussion mit internationalen Fachgesellschaften

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion setzen sich am Dienstag, dem 18.09.2018, internationale Vertreterinnen und Vertreter psychologischer Fachgesellschaften damit auseinander, wie gemeinsame Open Science-Standards formuliert werden können. Neben der DGPs werden auch die American Psychological Association (APA), die British Psychological Association (BPS), die Österreichische Gesellschaft für Psychologie und die European Federation of Psychological Associations (EFPA) auf dem Podium vertreten sein.

Der DGPs-Kongress in Frankfurt

"Wir freuen uns, dass wir mit unserem diesjährigen Fachkongress an einen Ort zurückkehren, der für die lange Tradition unserer Gesellschaft steht", sagt Conny Antoni, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. "Gegründet im Jahr 1904, fand bereits im Jahr 1908 eine Tagung in Frankfurt am Main statt." Erstmalig laden zwei Veranstalter im Namen der Goethe Universität Frankfurt und des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) zum 51. Kongress der DGPs nach Frankfurt ein. Über 2.500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentieren und diskutieren vom 15. bis 20. September 2018 aktuelle Forschung und fachpolitische Themen. Alle weiteren Informationen zum Kongress, dem Programm und den Rahmenveranstaltungen finden Sie auf der Kongress-Homepage:
www.dgpskongress.de


Über die DGPs:
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs e.V.) ist eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologinnen und Psychologen. Die über 4500 Mitglieder erforschen das Erleben und Verhalten des Menschen. Sie publizieren, lehren und beziehen Stellung in der Welt der Universitäten, in der Forschung, der Politik und im Alltag. Die Pressestelle der DGPs informiert die Öffentlichkeit über Beiträge der Psychologie zu gesell-schaftlich relevanten Themen. Darüber hinaus stellt die DGPs Journalisten eine Datenbank von Exper-ten für unterschiedliche Fachgebiete zur Verfügung, die Auskunft zu spezifischen Fragestellungen geben können.
www.dgps.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution599

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Psychologie (DGPs), 28.08.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. August 2018

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