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FORSCHUNG/188: Was ist Intelligenz und warum unterscheiden wir uns in ihr? (idw)


Universität Witten/Herdecke - 15.04.2015

Was ist Intelligenz und warum unterscheiden wir uns in ihr?

Prof. Dr. Stefan Troche forscht an der Universität Witten/Herdecke zu den Grundlagen der Intelligenz


Eins ist klar: Nicht alle Menschen sind gleich intelligent. Einige Menschen lösen Aufgaben in kürzester Zeit, andere müssen länger daran knobeln. Aber wie kommt es zu diesen Unterschieden zwischen Menschen? Das ist die Frage, die Prof. Dr. Stefan Troche schon seit seinem Studium in Göttingen und auch zuletzt als Dozent in Bern interessiert hat: "Wir versuchen, Aspekte zu bestimmen, die wichtig sind für die Verarbeitung von Informationen und die zu Unterschieden in der Intelligenz führen." Er geht aus von der Vermutung, dass Personen, die Informationen präziser aufnehmen können, auch eine höhere Intelligenz haben. Seine Studien belegten, dass die Fähigkeit, z.B. die zeitliche Länge oder die Höhe von Tönen sowie Helligkeitsabstufungen zu unterscheiden, eng mit Intelligenz zusammenhängt. In weiteren Studien fand er heraus, dass dieser Zusammenhang darüber erklärt werden kann, dass Menschen mit höherer Intelligenz eine Information besser abspeichern und mit einer anderen Information vergleichen können. Dies sind Bausteine, die einen Teil der Unterschiedlichkeit in der Intelligenz erklären können - und zwar vor allem in der Art von Intelligenz, wie sie vom Intelligenztest erfasst wird. "Um die Unterschiedlichkeit in unseren Alltagsleistungen wie dem Schul- oder Berufserfolg zu verstehen, müssen wir neben der Intelligenz natürlich auch weitere Bedingungen betrachten. Vor allem die Motivation, mit der wir an Aufgaben herangehen, die persönlichen Ziele und die Gesundheit beeinflussen neben der Intelligenz die Alltagsleistungen."

In Bern hat sich Professor Troche auch mit psychophysiologischer Intelligenzforschung beschäftigt. "Wir wollten sehen, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Intelligenz der Testpersonen und den Kurven der Hirnströme, die man mit dem EEG messen kann, wenn bestimmte Aufgaben bearbeitet werden. Einen solchen Zusammenhang gibt es tatsächlich. Er scheint aber aufgabenspezifisch und nur dann beobachtbar zu sein, wenn die Aufgaben bestimmte geistige Leistungen erfordern." Solche Erkenntnisse könnten in Zukunft dazu beitragen, besser zu verstehen, welche Gehirntätigkeiten zu Intelligenzunterschieden führen.

Die Forscher haben in den zurückliegenden Jahren viel über die Intelligenz und deren Messung mittels Intelligenztests herausgefunden. Gerade für die Vorhersage der passenden Schulform können sie ziemlich gut aus den Tests auf die Stärken und Schwächen der Testperson schließen. Es geht um Wissen, Merkfähigkeit, Geschwindigkeit und schlussfolgerndes Denken. Es gibt je nach Forschungsmeinung vier bis zehn breite Fähigkeitsbereiche, die ein Intelligenztest abdecken sollte. Jeder dieser Bereiche lässt sich wiederum in engere Teilbereiche aufgliedern. Bei der Auswahl eines Intelligenztests kommt es darauf an, dass man sich in diesem Feld auskennt." Die meisten im Internet frei kursierenden Tests kann man dabei getrost vergessen. Sie genügen nicht den Qualitätsstandards, an denen sich psychologische Tests orientieren sollten. Aber auch bei den hochwertigen Tests muss jeweils geprüft werden, ob sie für die vorliegende Fragestellung passen." Bei der falschen Testauswahl kann es zu Fehleinschätzungen der Intelligenzausprägung einer Person kommen. So kann ein Test, der kulturelles Wissen aus dem deutschen Sprachraum voraussetzt, leicht die Intelligenz von Personen mit Migrationshintergrund unterschätzen. In seinen Lehrveranstaltungen ist es Professor Troche ein großes Anliegen, den Studierenden die Kompetenzen zu vermitteln, die sie für die richtige Auswahl, die Durchführung und Interpretation von Tests benötigen. Und die Lehre in Witten wird ein fester und wichtiger Bestandteil seiner Tätigkeit sein. "Was mir sofort aufgefallen ist: In Witten diskutieren die Studierenden sehr engagiert, stellen interessante Fragen und setzen sich kritisch mit den Lehrinhalten auseinander. Das zeigt, dass sich die Studierenden aus Interesse und Überzeugung auf das Fach Psychologie eingelassen haben." In der Fakultät und im Department gibt es einen sehr persönlichen und unkomplizierten Kontakt. "Ich habe das Gefühl ein willkommener Kollege zu sein. Unter solchen Bedingungen macht das Arbeiten natürlich Spaß!"


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Witten/Herdecke, Kay Gropp, 15.04.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2015

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