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JUGEND/016: Weg zurück in die Gesellschaft durch soziales Engagement (idw)


Katholische Fachhochschule Freiburg - 12.06.2008

Weg zurück in die Gesellschaft durch soziales Engagement

Psychologie-Professor Gerhard Veith von der Katholischen Fachhochschule Freiburg KFH erhält am 16. Juni 2008 in Berlin einen der begehrten mit 10.000 EURO dotierten Hauptpreise der Hamburger Körber-Stiftung für das Projekt "Anerkennung durch Engagement".


Im Projekt kooperieren der Studiengang Soziale Arbeit der KFH Freiburg, Einrichtungen der Erzieherischen Hilfen, Schulen und Institutionen der offenen Jugendhilfe. Zwei wegweisende amerikanische Pädagogikkonzepte standen dabei Pate: Positive Peer Culture - die Nutzung des positiven Einflusses, den auch schwierige Jugendliche aufeinander haben können - und Service Learning - Lernen durch gemeinnütziges Tun. Das 2005 gestartete Projekt soll verhaltensauffälligen Jugendlichen dabei helfen, Ressourcen freizusetzen, mit denen sie ihre Lebenswege selbstbestimmt gestalten können. Das Thema des Transatlantischen Ideenwettbewerbs USable war in diesem Jahr: "Empowerment. Menschen stärken". Zu den Gratulanten in Berlin gehören der Festredner Claus Kleber, ZDF, und der Gesandte der US-Botschaft John M. Koenig, der das Grußwort sprechen wird.

An die Teller, fertig, los!

17 ganz unterschiedliche Projekte haben die Studierenden bisher mit Kindern und jungen Leuten durchgeführt, mit den drei Schwerpunkten Gemeinwesenarbeit, Charity und Umwelt. Ein Beispiel ist das Charity-Projekt "An die Teller, fertig, los!": Vier verhaltensauffällige Jungen im Alter von 12 bis 14 Jahren aus einer sozialpädagogischen Wohngruppe in Denzlingen planten und kochten gemeinsam mit zwei Studentinnen ein Galadinner für Mitarbeiter und Studierende der Fachhochschule. Dazu gehörten im Vorfeld auch ein gemeinsamer Restaurantbesuch und Treffen, bei denen kulturelle und soziale Kompetenzen erweitert werden sollten: Kontaktfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Sensibilität und Selbstkontrolle. Die Jungen bastelten die Tischdekoration, konzipierten eine kurze Rede zur Begrüßung, übernahmen die Verantwortung für den Sektempfang und den kompletten Service, beteiligten sich an der Vorbereitung des Vier-Gänge-Menüs und an den Aufräumarbeiten. Der Erlös ging an einen Kinderhort in Afrika - für den sich Gerhard Veith seit einigen Jahren engagiert.Das Projekt wird gemeinsam von Prof. Veith und dem Lehrbeauftragten Dipl. Sozialpäd. Holger Hazubski geleitet.

Gemeinde erlebt junge Menschen als wertvolle Bereicherung Doch geht das so einfach, Solidarität untereinander, miteinander und füreinander? Praktizierte Integration statt gewohnter Segregation? Für Veith ist die Antwort ein klares "Ja!" Verhaltensauffällige und delinquente junge Menschen, Menschen mit Behinderung und psychisch Kranke, vielfach ausgegrenzte Menschen mit geringen Teilnahmemöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben übernehmen Verantwortung füreinander, für so genannte "normale" Menschen und das Gemeinwesen.

Veith: "Mit diesen Projekten werden gleich mehrere Ziele verfolgt: den "inkompetenten" Jugendlichen werden Erfolgs- und Selbstwirksamkeitserlebnisse ermöglicht, sie entwickeln verstärkt soziales Interesse und Gemeinschaftsgefühl und bekommen Anerkennung von Mitbürgern. Sie erfahren dadurch, dass sie wertvolle und wichtige Mitglieder ihrer Gemeinde sind. Die Gemeinde wiederum erlebt die jungen Menschen als Bereicherung".

Blick über den Atlantik

Ein Blick über den Atlantik gab Veith den entscheidenden Impuls für die Projektidee. "Im Rahmen einer Studienreise lernte ich im STARR Commonwealth, einer der renommiertesten Einrichtungen für erzieherische Hilfen für verhaltensauffällige und seelisch behinderte junge Menschen in Albion, Michigan, USA, das Konzept der Positive Peer Culture (PPC) kennen", erklärt Veith. Hinter diesem innovativen sozialpädagogischen Ansatz der amerikanischen Erziehungshilfen steckt die Idee, dass mit einem positiven therapeutischen Umfeld ("heilendes Milieu") die Dynamik einer Gleichaltrigengruppe genutzt werden kann und so Kinder und Jugendliche konstruktiv ihre Probleme angehen.

Projekt ist fester Bestandteil des Studiums

Das Projekt "Anerkennung durch Engagement" ist seit ca. 5 Semestern fest in das Curriculum des Studiengangs Soziale Arbeit an der KFH Freiburg eingebunden. Es erstreckt sich über das 5. und 6. Semester. Durch die Teilnahme am Projekt haben die Studierenden die Chance, Theorie und Praxis zu verbinden und einen berufsorientierten Arbeitsansatz kennen zulernen und mitzugestalten. Zur Mitarbeit im Projekt gehören die theoretische Auseinandersetzung mit PPC, sowie die Vorbereitung, Durchführung, Dokumentation und Evaluation eines Projektes unter Anleitung.

Neues in Planung: Adopt a Senior

Mit dem Preis des Transatlantischen Ideenwettbewerbs USable über 10.000 Euro "tun sich für uns ganz neue Möglichkeiten auf", sagt Gerhard Veith. Etwa die bessere Dokumentation und die wissenschaftliche Begleitung des Projekts "Anerkennung durch Engagement" sowie die Erstellung eines Internetportals. Außerdem soll noch mehr Kindern die Teilnahme am Projekt ermöglicht werden. "Denn die Evaluation der Projekte hat gezeigt, dass immer mehr Kinder in verdeckter Armut leben und nicht die Chance haben auf solche oder ähnliche Weisen ihre Potenziale zu entdecken und zu fördern." Für das Wintersemester 2008/09 ist schon ein neuer Schwerpunkt in Planung: Jung und Alt zusammenbringen. Beim Projekt "Adopt a Senior" soll z. B. ein älterer Mensch regelmäßig zum gemeinsamen Mittagessen in eine Jugend-Wohngruppe kommen.

Weitere Informationen unter:
http://www.usable.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution1228


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Katholische Fachhochschule Freiburg, Barbara Hirth, 12.06.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2008