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MELDUNG/103: Studie - In Syrien drohen extreme Massaker (idw)


Universität Augsburg - 17.05.2013

In Syrien drohen extreme Massaker

In einer heute im Journal ZeFKo veröffentlichten Studie sehen deutsche und US-amerikanische Konfliktforscher die Wahrscheinlichkeit einer aktuell zu befürchtenden Eskalation mit mindestens 250 zivilen Opfern bei bis zu 48 Prozent.



Augsburg/ChW/KPP - Die "Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung" (ZeFKo) veröffentlicht heute eine Studie, in der Prognosen zur Gefahr von extremen Massakern an der syrischen Zivilbevölkerung berechnet werden. Deutsche und US-amerikanische Forscher veröffentlichen unter dem Titel "Die Blutspur des Vetos" in der aktuellen ZeFKo-Ausgabe ihre Berechnungen, nach denen die Wahrscheinlichkeit von mindestens einem Massaker mit 250 oder mehr zivilen Opfern in Syrien zwischen März und Mai 2013 bei bis zu 48 Prozent liegt. Die Nutzung einer neuartigen Berechnungsmethode ermöglicht eine verbesserte Frühwarnung hinsichtlich des weiteren Verlaufs von Gewaltkonflikten.

Die "Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung" (ZeFKo), deren Redaktion an der Universität Augsburg arbeitet, wird herausgegeben von Prof. Dr. Tanja Brühl (Universität Frankfurt a.M.), Prof. Dr. Thorsten Bonacker (Universität Marburg) und Prof. Dr. Christoph Weller (Universität Augsburg) im Auftrag des Vorstands der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK), deren Geschäftsstelle wie die ZeFKo-Redaktion an der Universität Augsburg angesiedelt ist. Die ZeFKo veröffentlicht aktuell ihr drittes Heft - wieder mit mehreren Studien zu Fragen der Friedens- und Konfliktforschung, die in der Fach-Community einmal mehr auf breite Resonanz stoßen dürften. Die Zeitschrift ist innerhalb kürzester Zeit zu einem der wichtigsten Publikationsmedien für methodisch und theoretisch reflektierte Studien zu Fragestellungen der Friedens- und Konfliktforschung geworden. Sie befördert damit insbesondere auch die interdisziplinären Debatten in diesem wichtigen Themenfeld.


Eskalation des blutigen Ringens absehbar

Im ersten Beitrag des aktuellen ZeFKo-Hefts greift ein interdisziplinär zusammengesetztes Team von Konfliktforscherinnen und -forschern der Universitäten Mannheim und Konstanz sowie der University of Colorado in Boulder, USA, die politisch hoch brisante Frage auf, wie sich Vorhersagen über die weitere Entwicklung von Gewaltkonflikten machen lassen, um zugleich die von ihnen entwickelte Methode auf den aktuellen Bürgerkrieg in Syrien anzuwenden. Aufgrund der intensiver gewordenen Kämpfe zwischen Rebellen und den Regierungstruppen Assads ist der Bürgerkrieg in Syrien aktuell wieder vermehrt in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gerückt. Beobachter fürchten, dass das blutige Ringen weiter eskalieren könnte.


Voraussetzung für friedensfördernde Interventionen in hohem Maß gegeben

Erstmals in der Geschichte der Konfliktforschung sind in der nunmehr in der ZeFKo veröffentlichten Studie besondere statistische Verteilungen wie die Potenzgesetze genutzt worden, um die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Gewalteskalation im Verlauf eines andauernden Bürgerkrieges zu prognostizieren. Die gewählten Verteilungen passen aufgrund der bisherigen Konfliktintensität nach Einschätzung der Wissenschaftler besser zum Kriegsverlauf in Syrien als etwa die Normalverteilung. Mit den Potenzgesetzen und ihnen ähnlichen Verteilungen können die Konfliktforscher besonders der Gefahr begegnen, dass die Wahrscheinlichkeit extremer Ereignisse - wie beispielsweise des Massakers in Homs mit mehr als 360 Toten - unterschätzt wird. Ihrer Ansicht nach sind die Bedingungen für eine Konfliktprognose im Bürgerkrieg in Syrien aufgrund der täglichen Berichterstattung sehr günstig. Die Voraussetzung für friedensfördernde Interventionen ist demnach in hohem Maß gegeben.

Originalveröffentlichung:
Adam Scharpf, Gerald Schneider, Anna Nöh, Aaron Clauset: Die Blutspur des Vetos: Eine Prognose zur Gefahr von extremen Massakern in Syrien, in: Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung (ZeFKo) 2: 1, S. 6-31
http://www.zefko.nomos.de/aktuellesheftundarchiv/2013/heft-1/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution58

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Augsburg, Klaus P. Prem, 17.05.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Mai 2013