Was ist realer, ein Brett aus Holz, das vor einem liegt, oder ein virtuelles Bild von einem Schachbrett, gebannt auf ein zweidimensionales Auge? Denn auf diese Zweidimensionalität reduziert sich das Schach der modernen Zeit. Für die jüngere Generation, die quasi mit Schachprogrammen großgeworden ist, mag es keinen Unterschied machen. Schachbretter kennen viele nur noch aus dem Museum. Ältere Semester hingegen vermissen die Griffigkeit der Wirklichkeit, als sich die Figuren in den Händen tatsächlich echt anfühlten und noch mehr waren als ein Mausklick. Einige Kritiker behaupten gar, der Blick auf dem Computerbildschirm während einer Online-Partie würde Rechenkraft und Beurteilungsstrenge starken Einschränkungen unterwerfen. So würden oftmals feine Widerlegungen und treffsichere Pointen gar nicht gesehen auf der Glätte der Oberfläche, während das Auge diese Wendungen in den Zwischenräumen am realen Brett noch wahrzunehmen wüßte. Seiner Sache sicher schien sich auch Koponen zu sein, als er den Bauern auf e5 gefesselt glaubte, und so zog er im heutigen Rätsel der Sphinx ohne Bedenken 1...Tc8-e8. Welche Dame stand nun auf dem Brett gefährdeter, Wanderer?
Böök - Koponen
Helsinki 1961
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Was immer Starck dazu bewogen haben mag, sein Zutrauen in
1...Lh7-g8?? zu setzen, nach 2.De6xh6+!! war er von allen Zweifeln
kuriert. Das Matt war unverhinderbar. Läßt er die weiße Dame
ungeschlagen mit 2...Lg8-h7, folgt 3.e5-e6! Andernfalls verliert er
durch 2...g7xh6 3.e5-e6+ Kh8-h7 4.Lg2-e4+ nebst Matt ganz sicher.
8. August 2022
veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 176 vom 13. August 2022
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