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SCHACH-SPHINX/07272: Ende der Wundergläubigkeit (SB)


An die Kraft der eigenen Kreaktivität zu glauben, war unter den Meistern des 19. Jahrhunderts weit verbreitet. Sie waren davon so überzeugt, daß sie ohne Scheu Figurenopfer brachten, in der Annahme, daß irgendeine liebreizende Muse ihren Mut mit dem Geschenk einer geistreichen Kombination belohnen würde. Dem Schachverstand solcher Vorkämpfer der Vernunft wie Siegbert Tarrasch und Wilhelm Steinitz war es schließlich zu verdanken, daß diese Hoffnung auf eine wundergläubige Inspiration aus den Turnierhallen verschwand. Heutzutage wird kein Großmeister rein auf ein Gespenst hin eine Figur ins Geschäft stecken. Jedenfalls wird er sich vorher gewissenhaft davon überzeugen, daß er mindestens ein dynamisches Äquivalent für das geopferte Material erhält. Das Kombinationstalent ist dann nicht die Voraussetzung für den Erfolg, sondern lediglich ein Begleitumstand für eine siegreich abgeschlossene Opferpartie. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte Großmeister Lubomir Ftacnik einen Läufer gegeben für einen begründeten Angriff auf den unrochierten weißen König. Nun brauchte er nur noch die Schlinge festzuziehen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07272: Ende der Wundergläubigkeit (SB)

Ögaard - Ftacnik
Gjövik 1983

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Wo Preise locken, blühen schöne Partien. Tony Miles wußte Schönheit jedenfalls zu schätzen: 1.Tg5xf5! Df7xf5 2.Le2-c4+ Kg8-h8 3.Th1-h5 und Schwarz gab auf. Zieht die schwarze Dame, muß der König die Zeche dafür zahlen wegen der Mattdrohung 4.Th5xh7+ nebst 5.Dd1-h1+ usw.


Erstveröffentlichung am 25. April 2007

15. Mai 2020


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