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SCHACH-SPHINX/07152: Mentaler Niederwurf (SB)


Nichts beschämt einen Schachspieler so sehr, wie wenn er Zeuge der Hinrichtung seines eigenen Königs werden muß, wenn sich also jenseits seines Zugriffs die Kräfte zum vernichtenden Niederwurf zusammenrotten und er nichts anderes zu tun vermag, als wie eine zur Hilflosigkeit verdammte Figur das Wirken der Geschehnisse an sich selbst zu erfahren. All sein Denken entlarvt sich dann als der blasse Widerschein von nicht zu erreichender Rettung. Er sieht die Dinge auf sich zukommen, er weiß um das Unvermeidliche und auch, daß ein Fehler, nun unwiderruflich geworden, sein Handeln in den letzten Zügen diktiert hatte. Ins Erleben der eigenen Verletzlichkeit mischt sich allenfalls ein Tropfen von der Bewunderung für seinen Kontrahenten. Doch da er sich als etwas Unfertiges begreift, wandelt sich dieses Glitzern, rasch alles Gefühl vergiftend, in Neid und so zaubert er zuletzt nur ein flüchtiges Lächeln auf seine Lippen und legt seinen König um. Nicht wahr, Wanderer, wie lächerlich ist doch jene Auffassung, die im Schach nur ein Spiel der Gedanken vermutet. Im heutigen Rätsel der Sphinx scheint das Gefüge der Kräfte intakt zu sein, doch der nächste Augenblick zerstörte alle Hoffnungen, an die der Nachziehende sein Streben, seinen Stolz und auch sein schamloses Streiten geknüpft hatte.



SCHACH-SPHINX/07152: Mentaler Niederwurf (SB)

Lewitzkij - Richter
Fernpartie 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Haarig ging die Partie für den schwarzen König zu Ende: 1.Th1xh7+! Kh8xh7 2.Te1-h1+ Sg6-h4 3.Th1xh4+ Kh7-g6 4.f4-f5+ Kg6-g5 5.Lb2-c1+ Lb8- f4 6.Lc1xf4#


Erstveröffentlichung am 27. Dezember 2006

16. Januar 2020


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