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SCHACH-SPHINX/07140: Dauerstreß der Vorbereitung (SB)


Turniervorbereitungen sind eine quälende Angelegenheit. Wochen, manchmal Monate vorher werden Schubkarren voller Schachliteratur herbeigeschafft, um die Lücken der eigenen Bibliothek zu füllen. Doch das ist noch der geringste Aufwand, dem sich ein Turnierspieler unterzieht. Die physische Komponente ist die Ausschlaggebende. Wenn das Blut nicht kraftvoll durch die Adern fließt, wenn das Gesäß infolge von Kreislaufstörungen beim Sitzen allzu früh aufs Gehirn drückt und somit das seelische Wohlbefinden ins dunkle Kellereck verschließt, nützen auch tausend Analysestunden am Brett in nächtelangem Grübeln nichts. Der Geist ist nur rege in einem ausgewogenen Körperhaushalt. So unterwirft sich der Turnierspieler einem Fitneßprogramm, schläft bei offenem Fenster auch im Winter, ißt nur noch fettarme Speisen, treibt Askese im Liebesleben, alles wird auf das eine Ziel hinkonzentriert. Dann beginnt die letzte Phase. In Testpartien mit Freunden oder Sekundanten wird der abschließende Schliff vollzogen. Geist und Körper harmonisieren. Beim Zubettgehen pflegt der Turnierspieler leichte Leselektüre zu konsumieren. Keine schweren Bände mit tiefgründiger Philosophie. Vielleicht ein unterhaltsamer Krimi, ein seichter Abenteuerroman, und dann steht die Abreise bevor. So mancher, der sich dieser Disziplin überantwortet hat, erlebt beim Turnier dann doch eine herbe Enttäuschung. Möglicherweise wurde ein wichtiger Punkt im Programm zu sehr vernachlässigt. Im heutigen Rätsel der Sphinx jedenfalls hatte Schwarz seinen Königsinder mit müder Phantasielosigkeit behandelt. Nun zahlte er den Preis dafür, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07140: Dauerstreß der Vorbereitung (SB)

Mariotti - Zuodar
Lugano 1980

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Teufel zerstreut die Gedanken, so sagte man im Mittelalter, in der modernen Zeit schiebt man die Schuld auf die Schachblindheit: 1...Tf8- f7? 2.g5-g6! und Schwarz gab auf, denn nach dem Rückzug 2...Tf7-f8 ist gegen die Springerwanderung 3.Sh4-f3! und 4.Sf3-g5 nichts Vernünftiges zu erfinden.


Erstveröffentlichung am 15. Dezember 2006

4. Januar 2020


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