Daß Schachmeister von hohem Ruf insbesondere von arabischen Scheichs an ihrem Hofstaat gehalten wurden, hatte einen sehr einfachen Grund. Denn im Falle, daß ein unerwünschter Gast zu Besuch kam, den fortzuscheuchen jedoch Etikette und politisches Kalkül verboten, so konnte man ihn dennoch zur Abreise bewegen, indem man ihn gegen den Schachmeister antreten ließ. Geschickt inszeniert erlitt er dann unter allgemeinem Gelächter eine bittere Niederlage und zog dann wieder weiter. So war man den unangenehmen Störenfried los und konnte sicher sein, daß er nicht wiederkam. War jedoch am Hofe eines Scheichs eine respektable Person zu Besuch, so erfüllte der Schachmeister die Funktion, ebendiesen Gast mit nicht minderem Geschick gewinnen zu lassen zur Aufrechterhaltung der guten Beziehungen. Schachmeister in arabischen Ländern mußten also notgedrungen hervorragende Spieler sein, denn einesteils durften sie unter keinen Umständen verlieren und zum anderen mußten sie es so einrichten können, daß sie verloren, ohne daß es auffiel. Im heutigen Rätsel der Sphinx waren solche Schliche nicht erforderlich, denn die Züge wurden per Post übersandt und höfische Interessen standen nicht auf dem Spiel. Weiß mußte sich dennoch sehr genau überlegen, wie er die Bedrohung seiner Dame durch den letzten schwarzen Zug 1...Le5-d4 beantwortete, Wanderer.
Vinke - Brat
Fernpartie 1982
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Verstand zügelt die Rohheit des Verhaltens und verhilft zu schlagenden
Schachsiegen: 1...Le5-g3+! 2.Kf2-e3 - 2.Kf2-f1 Dh2-h1+ 3.Kf1-e2
Dh1xg2+ - 2...Lg3-f4+! 3.Ke3-d3 Lf4xd2 4.Da4-e8+ Kg8-g7 5.De8xe7 -
5.Se4xd2 Dh2xg2 war hoffnungslos -, aber auch der Damenzug rettete die
Partie nicht mehr wegen 5...Dh2-e5 und Weiß gab auf.
Erstveröffentlichung am 1. September 2006
21. September 2019
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