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SCHACH-SPHINX/07031: Gutgemeint, aber zu dogmatisch (SB)


Von einem Hang zur Übertreibung kann man den französischen Schachreformator Philidor leider nicht freisprechen. So sehr seine Theorien auch im 19. Jahrhundert auf fruchtbaren Boden fielen und vornehmlich durch Wilhelm Steinitz und Siegbert Tarrasch später evolutioniert wurden, so dogmatisch waren sie doch in ihren Aussagen. Allzu eifrig legte Philidor Gedeih und Verderben einer Partie auf die korrekte Anwendung der Bauernzüge und -formationen. "Mein Hauptzweck ist eine Neuerung, nämlich die Bauern gut zu spielen: sie sind die Seele des Schach, sie allein sind es, die Angriff und Verteidigung bilden, und von ihrer guten oder schlechten Führung hängt ganz und gar Gewinn oder Verlust der Partie ab." Was im frühen Gambitspiel vernachläßigt wurde, das erhielt bei ihm den unantastbaren Status der Heiligsprechung. Bauern als 'Seele des Schach' auszugeben, unterminiert jedoch das freie Figurenspiel und unterschlägt damit das dynamische Prinzip. Im heutigen Rätsel der Sphinx beispielsweise taugte die an sich solide Bauernformation d4-c3 wenig, weil Schwarz mit einem taktischen Figurengewitter bald schon den Sieg davontrug, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07031: Gutgemeint, aber zu dogmatisch (SB)

Marten - Winterburn
London 1930

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß setzte seine brettbeherrschenden Eroberungspläne mit 1.f3-f4! h4xg3 2.h2xg3 e5xf4 3.g3xf4 De6-d7 4.f4-f5! Sg6-h4 5.e4-e5 Sf6-h7 6.Lg2-e4 Kh8-g8 7.Tf2-h2 fort. Zwei Springer am Rand brachten nicht nur doppelte Schand', sondern auch die Niederlage.


Erstveröffentlichung am 28. August 2006

17. September 2019


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