Im Interesse eines äußerst waghalsigen Angriffs hatte der Nachziehende im heutigen Rätsel der Sphinx einen ganzen Turm ins Geschäft gesteckt. Ein Zurück gab es nunmehr für ihn nicht. Allerdings sind in derlei Situationen die Nerven das eigentliche Hindernis für einen Spieler. Der Verteidiger fürchtet zu Recht, daß ein unbedachter Zug zur sofortigen Katastrophe führt. Oftmals reagiert er dann wider die Vernunft. Dies ist das Schicksal von Hasen, die die Hunde auf sich ziehen. Statt seinen König auf die Grundreihe zurückzuziehen, hatte Weiß ihn an den Brettrand befördert. Fataler ging es nicht. Schon der Instinkt hätte ihn davon abhalten müssen, aber das Gefühl, gejagt zu werden, und irrationale Tendenzen, geben sich nicht selten die Hand. Nach diesem willfährigen Entgegenkommen war es für Schwarz ein leichtes, sein Mattnetz über die kopflose weiße Majestät zu werfen, Wanderer.
Kestler - Borik
Baden-Baden 1980
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Manchmal zahlt sich Vorbereitung durchaus aus, wie der englische
Großmeister Tony Miles am eigenen Leib erfahren mußte, als sein
Kontrahent Igor Iwanow seinen Zug 1...f7-f5 mit 2.Lg4xf5! g6xf5
3.Dd3xf5 Kg8-h8 4.Df5-h5 Tc7-c8 5.Tf4-h4 Db2-g7 6.Te1-e6 Te8-f8 7.Te6-
h6 Dg7-a1+ 8.Kg1-g2 Tf8xf2+ 9.Kg2xf2 Tc8-f8+ 10.Th4-f4 Tf8xf4+
11.g3xf4 Da1-d4+ 12.Kf2-g2 Dd4-d2+ 13.Kg2-h3 Dd2-d3+ 14.Kg3-h4 Dd3-e4
15.Th6xh7+! bestrafte. Miles gab auf, nach Abtausch der Schwerfiguren
läuft der weiße c-Bauer zur Dame.
Erstveröffentlichung am 8. Mai 2006
7. Mai 2019
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang