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SCHACH-SPHINX/06896: Vorwurf an die französische Adresse (SB)


Liebhaber der Französischen Verteidigung haben sich oft den Vorwurf anhören müssen, daß sie ein verzagtes Schach spielen würden, eines, das in gemächlichen Bahnen verläuft und selten eine dramatische Zuspitzung erfährt. Wer auf einem Turnier unbedingt gewinnen muß, wählt eher den Sizilianer. Wer Französisch spielt, so sagte einmal ein junger Novize der Kunst, steht kurz vor der Rente. Selbst die Caro- Kann-Verteidigung genießt einen besseren Ruf. Nun gut, Sympathien sind nie vorurteilsfrei, und es lassen sich durchaus eine Menge Partien anführen, die mit glänzenden Siegen für den Nachziehenden endeten. Zu erklären ist dieser stille Vorwurf an die Adresse der Eröffnung 1.e2- e4 e7-e6 nicht. Eigentlich sollten bezüglich des Namens erbfeindliche Ressentiments in unserer modernen Zeit nicht mehr im Fokus stehen. Aber wer weiß, verstaubte Köpfe trotzen bekanntlich jedem Großreinemachen. Dennoch verlangt die Handhabung des Franzosen ein gewisses Fingerspitzengefühl, und es ist tragisch, daß im heutigen Rätsel der Sphinx ausgerechnet der Kenner dieser Eröffnung, Wolfgang Unzicker, mit ihr Schiffbruch erlitt. Weiß hatte unbestritten eine starke Angriffsstellung erlangt, und die Drohungen, die nun in Gang gesetzt wurden, sprachen für sich, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06896: Vorwurf an die französische Adresse (SB)

Tatai - Unzicker
Rom 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Und der englische Großmeister John Nunn nutzte nach 1.Dd3-b5? die Gunst des heroischen Augenblicks und spielte 1...Lb6xf2+!, worauf sein Kontrahent nach kurzem Besinnen die Waffen streckte. Rettung war nicht mehr möglich, denn nach 2.Kg1xf2 De7-e3+ 3.Kf2-f1 Sf6-g4 4.Db5-c5 d5- d4 war das Matt nicht mehr abzuwenden. Andernfalls jedoch hätte er sang- und klanglos die Qualität verloren.


Erstveröffentlichung am 14. April 2006

13. April 2019


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