Man muß Fernschachspieler sein, um sich mit einer Stellung wie der im heutigen Rätsel der Sphinx anfreunden zu können. Weiß ist am Zuge, nachdem Schwarz zuletzt mit 1...Lg7xe5! einen Bauern geschlagen und damit eine dritte Figur zum Rückgewinn bereitgestellt hat. Vierfach spaltet sich der Weg, den unser Schachfreund Porzig aus Altenburg gehen kann. Drei der Möglichkeiten führen zum sofortigen Zusammenbruch, die letzte, die er wählte, hielt ein paar Züge länger stand, war im Kern jedoch ebenfalls dem Untergang geweiht. Weiß stand, mit anderen Worten, vor dem Verlust. Reizvoll ist die Stellung dennoch, denn selten kommt beim Nahschach ein Motiv zustande wie dieses, wo die Hälfte der schwarzen Offiziere zugleich bedroht ist und der Nachziehende nichtsdestotrotz notwendig gewinnen muß. Nun, Wanderer, das Analysieren ist des Schachers liebste Beschäftigung und hier bietet sich eine Menge Stoff dafür an. Viele Wege führen nach Rom, aber keiner davon ist heilig. Welchen Canossagang wählte Weiß, um die Partie wenigstens noch eine Weile weiterspielen zu können?
Porzig - Berner
Fernpartie 1981
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Nach dem letzten groben Fehler 1...Da7-a5? war die schwarze Stellung
nicht mehr zu retten. Der Rumäne Suba belegte den dritten Platz beim
Interzonenturnier in Las Palmas 1982 mit einem gelungenen Sieg über
den Weltklassespieler Jan Timman: 2.Le8xf7+! Le6xf7 3.Tc2-c8+ Lg7-f8
4.Df4-d6 Da5-a3 5.Tc8xf8+ Kg8-g7 6.Dd6xa3 Ta1xa3 7.Tf8-d8 Ta3-a2
8.Td8xd4 Ta2xe2 9.Sf1-e3 Lf7-e6 10.Td4-e4 Te2-e1+ 11.Se3-f1 Te1xe4
12.d3xe4 Kg7-f6 13.f2-f4 g6-g5 14.h4xg5 h6xg5 15.Kg1-f2 und Schwarz
gab auf, was er schon längst hätte tun sollen.
Erstveröffentlichung am 14. November 2005
13. November 2018
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