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SCHACH-SPHINX/06644: Zerbrechen heiliger Werttafeln (SB)


Ein Merkmal für den Grad der Meisterschaft eines Spielers ist sicherlich die Art und Weise, wie er seine Figuren zusammenwirken läßt, und natürlich der Umstand, ob ihm das überhaupt gelingt. Zu Beginn des 20- Jahrhunderts entwickelte sich der Begriff "Schablonenhaftigkeit". Es glich dem Zerbrechen heiliger Werttafeln, als eine junge Generation von Schachmeistern daranging, die Partien ihrer Vorgänger und ehrwürdig ergrauten Zeitgenossen unter kritischer Lupe auf die Stichhaltigkeit des von ihnen entworfenen Planes zu untersuchen. Sie fanden dabei zu ihrem Schrecken und in ernüchternder Weise heraus, daß vielfach lediglich natürliche unverbindliche Entwicklungszüge gemacht wurden, die dann später, hervorgerufen durch irgendeinen mehr oder weniger zufälligen Fehler seitens des Gegners, zu siegreichen Kombinationen zusammenwuchsen. Es waren dann russische Großmeister gewesen, die den sogenannten "Plan" neu bewerteten und ihm Stringenz verliehen. Heutzutage überrascht es kaum noch jemanden, daß ein Großmeister während der Eröffnungsphase mehrere Züge mit ein und derselben Figur macht, um die Geschlossenheit seines Plans aufrechtzuerhalten. Im heutigen Rätsel der Sphinx hatte beispielsweise Weiß seine Figuren in klassisch verspielter Unbedarftheit ins Feld geführt, während sein Kontrahent konkret auf die Schwächen im gegnerischen Lager gespielt und schließlich eine ungleich effektivere Figurenaufstellung erlangt hatte. Also, Wanderer, mit welcher hübschen Kombination verwandelte er diesen Vorteil zu einem greifbaren Nutzen?



SCHACH-SPHINX/06644: Zerbrechen heiliger Werttafeln (SB)

Sosonko - Piket
Amsterdam 1995

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Der Altmeister Smyslow hatte die drohend aufziehende Gefahr nach 1.Se3- f1? offenbar nicht gesehen oder unterschätzt, nicht so die Ungarin Judit Polgar, die nach 1...e5-e4! 2.Sf3-d2 Db1-e1 3.Lf7-e8 Lb7-d5 4.Db3-a4 - 4.c3-c4 Lf6-d4! 5.c4xd5 De1xf2+ 6.Kg1-h2 Ld4-e5+ oder 5.Db3- g3 Se7-f5 6.Dg4-f4 e4-e3 - 4...Lf6-h4 5.g2-g3 e4-e3! 6.f2xe3 Lh4-g5 ihren ersten Sieg im Prager Vergleichskampf erzielen konnte.


Erstveröffentlichung am 5. August 2005

4. August 2018


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