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SCHACH-SPHINX/06618: Eckpunkt der Schaffenskräfte (SB)


Jan Timman war die große Hoffnung der Holländer, erstmals seit 1935 wieder den Weltmeisterthron zu besteigen. Ein zweiter Max Euwe wurde aus Timman freilich nicht, als er 1993 mehr oder weniger überraschend im Zuge der Spaltung in die beiden konkurrierenden Verbände als Herausforderer des FIDE-Champions Anatoli Karpow in die Schlagzeilen geriet. Die erste Wettkampf-Etappe in Amsterdam verlief für ihn noch annehmbar. Mit zwei Punkten Rückstand war das Match für ihn längst nicht verloren. Man war seinerzeit sogar erstaunt darüber, daß Timman nicht viel weiter zurücklag. Als Favorit war er keineswegs ins Rennen gegangen. In Djakarta dann kam allerdings die große Ernüchterung. Timman geriet bereits in der ersten Partie unter die Räder, und schon da ahnte sein Sekundant Seirawan voraus, daß Karpow der alte und der neue Weltmeister sein würde, was dann ja auch eintraf. Inzwischen hat Timman seinen Zenit überschritten und zählt im holländischen Schach längst nicht mehr zu den Leistungsträgern. Seine große Zeit hatte er gehabt und nach dem WM-Kampf gegen Karpow waren die gravierenden Symptome der Erschöpfung deutlich an ihm zu erkennen gewesen. Sein Elan war grau geworden, seinem Spiel fehlte die früher an ihm so bewunderte Kühnheit. Wie so oft in der Geschichte der Schachkunst war eine Niederlage im Ringen um die Krone auch bei ihm der letzte Eckpunkt der Schaffenskraft gewesen. Im heutigen Rätsel der Sphinx, ein Jahr nach Djakarta, bei der Schacholympiade in Moskau, war er für den Großmeister Nikolic aus Bosnien-Herzegoniwa ein willkommenes Opfer. Timman hatte zuletzt 1...c5-c4 gespielt, ein Zug, der tiefe Resignation ausströmte, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/06618: Eckpunkt der Schaffenskräfte (SB)

Nikolic - Timman
Moskau 1994

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Pachmann gab sich nicht mit einer Kleinbrötchenbäckerei zufrieden, sondern zementierte seinen Erfolg an Beweglichkeit mit 1.Tf1-f7! Td7xf7 2.Dg5xd8 Tf7-f8 - 2...Tf7-f1+ 3.Kh1-h2 Dg7-f8 4.d6-d7 Se8-g7 5.Dd8xf8+ Tf1xf8 6.Se4-g5 - 3.d6-d7 Se8-f6 - 3...Se8-d6 4.Dd8-c7! - 4.Dd8xf6! Tf8xf6 5.d7-d8D+ Tf6-f8 6.Dd8-d5 b5xa4 7.Dd5xc5 h7-h6 8.Le6- c4 Tf8-d8 9.Kh1-h2 a6-a5 10.Dc5xa5 Dg7-e7 11.Da5xa4 Kh8-g7 - die Stellung hat sich zwar vereinfacht, Weiß behielt jedoch die wesentlich aktiveren Figuren, und der b-Bauern sollte dann leicht den Ausschlag zum Sieg geben - 12.Da4-c6 h6-h5 13.Lc4-d5 h5-h4 14.b2-b4 De7-f8 15.Dc6-c7+ Kg7-h6 16.Dc7xe5 Df8-f5 17.De5xf5 g6xf5 18.Se4-c3 Td8-c8 - müdes Türmchen - 19.Sc3-a2 Kh6-g5 20.b4-b5 Tc8-c5 21.Ld5-c4 Tc5-c4 22.Lc6-d7 Tc4-d4 23.Ld7-e6 Kg5-f6 24.b5-b6! Td4-d2 - 24...Kf6xe6 25.b6- b7 Td4-d8 26.Sa2-b4 Td8-b8 27.Sb4-a6 - 25.b6-b7 Td2-b2 26.Le6-d5 Kf6- e5 27.Ld5-f3 Ke5-d4 28.Sa2-c1 Kd4-e3 29.Lf3-d5 und gegen 30.Sc1-b3 war kein Kraut gewachsen.


Erstveröffentlichung am 10. Juli 2005

7. Juli 2018


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