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SCHACH-SPHINX/06275: Gelegentliche Grausamkeiten (SB)


Des Schachspielers Schachern ums Geld ist schon eine leidige Angelegenheit. Man lebt halt nicht nur von den Gedanken allein und geistige Nahrung macht auf die Dauer auch nicht satt. Die Zähne wollen mahlen, der Hunger muß gestillt werden. Aber so einfach verhält es sich mit des Schachspielers Geldverdienen nun mal nicht. Gelegentlich wird er schlichtweg ein Opfer der Umstände. Beispielsweise in Zeiten grassierender Inflation. In Frankfurt am Main 1923 gab sich der Deutsche Schachkongreß die Ehre und stellte gar vier Schönheitspreise in Aussicht. Daß Schönheit auch eine häßliche Seite haben kann, erfuhren die Teilnehmer vor Ort. Im Turnierbuch ist nachzulesen, was den Meistern so knurrende Mägen machte. Zum Hunger gesellte sich der Grimm: "Da aber leider der Anfang August ausgesetzte Betrag, rund 900.000 Papiermark, vom Frankfurter Komitee nicht wertbeständig angelegt worden ist, erübrigt sich eine Übersendung der Beträge." Das Geld war weniger wert gewesen als die Überweisungskosten. Bitter traf es 1988 auch den kubanischen Großmeister Guillermo Garcia. Frohen Mutes war er zum New Yorker Open gefahren und konnte dort auch dank einiger genialer Schachpartien den zweiten Platz belegen und damit Anspruch erheben auf 10.000 US-Dollar Siegerprämie. Allein, er konnte das Geld nicht ins Portemonnaie stecken und sich annehmliche Wochen gönnen. Der Boykott Washingtons gegen den Inselstaat verbot Zahlungen jedweder Art an kubanische Bürger. Was nützte es da, daß Garcia dies schon vor Turnierbeginn wußte? Den Ärger mußte er dennoch mit kalter Resignation herunterspülen. Da fahre man lieber nach dem konzilianten Biel, spiele seine Partien herunter und siege, wie es im heutigen Rätsel der Sphinx Schachfreund Zimmermann tat, der nach dem letzten gegnerischen Zug 1...h7-h6? nicht viel Federlesen machte und sich einen vollen Punkt sicherte. Also, Wanderer, was geschah im repressionsfreien Biel?



SCHACH-SPHINX/06275: Gelegentliche Grausamkeiten (SB)

Zimmermann - Görlich
Biel 1977

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Fischer blieb ohne Trost, dafür ließ sich Gligoric um so zärtlicher von seiner Frau umarmen, nachdem er den Amerikaner mit 1...Db1-c1! 2.Te3-e4 Tf7-d7 3.Dg4-e2 Dc1-g5+ 4.De2-g4 Td7-d3+ 5.Kg3-f2 Td3-d2+ 6.Kf2-g3 Td2xg2+ besiegte. Fischer gab auf, weil er nach 7.Kg3xg2 Dg5- c1! 8.Kg2-f3 Dc1-f1+ 9.Kf3-e3 Th1-h3+ 10.Ke3-d4 Df1-f2+ 11.Kd4-c4 Df2- c2+ 12.Kc4-d4 Th3-d3# oder 10.Ke3-d2 Df1-d3+ 11.Kd2-e1 Th3-h2 12.Te4- e2 Dd3-c3+ 13.Ke1-d1 Th2-h1+ 14.Te2-e1 Th1xe1# ohnehin mattgegangen wäre.


Erstveröffentlichung am 03. August 2004

28. Juli 2017


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