Kindern, die am Heiligen Abend geboren werden, sagt man ja gerne einen besonderen Lebenslauf nach. Ihr Geburtsstern leite sie durch alle Fährnisse, heißt es, und beschere ihnen ein irdisches Glück. Nun, zwei sehr bekannte Schachmeister hatten nicht nur denselben Stern, sie kamen auch noch im selben Jahr auf die Welt. In einem kleinen Städtchen in Pommern namens Berlinchen wurde 1868 Emanuel Lasker geboren. Er wußte noch nicht, daß ein gewisser Richard Teichmann aus dem sächsischen Lehnitz bald schon seine Wege kreuzen sollte. Lasker errang 1894 den Weltmeistertitel und behielt ihn ganze 27 Jahre, während Teichmann weniger Ehrgeiz an den Tag legte und schon zufrieden war, wenn er gerade mal soviel Preisgelder einstreichen konnte, daß er ein genügendes Auskommen hatte. Da er oftmals den fünften Platz bei Turnieren belegte, gab man ihm scherzeshalber den Namen 'Richard V.' Teichmann und Lasker waren Kinder derselben Schachära und beide treffen im heutigen Rätsel der Sphinx aufeinander. In St. Petersburg 1909 saßen sie sich gegenüber, Lasker mit Weiß, Teichmann mit Schwarz, und erprobten eine Spanische Partie. Lasker hatte freilich den etwas glücklicheren Stern erwischt, Wanderer.
Lasker - Teichmann
St. Petersburg 1909
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Auch wenn Schottisch eine alte romantische Eröffnung ist, darf man sie
nicht als geringwertig abtun. 15...Dd8-g5? war jedenfalls dazu
angetan, den Siegesschatz der Schottischen Partie zu bereichern. Van
der Wiel spielte darauf 16.Ta1xa7! Ta8xa7 17.f2-f4 Dg5-h6 18.Dd1-d4!
Se5-g4 19.h2-h3 Ta7-a8 20.h3xg4 Tf8-e8 21.Sb3-d2 Te8-e2 22.Sd2-e4 mit
Gewinnstellung. Und da die Drohung 23.g4-g5 Dh6-g6 24.f4-f5 auch durch
22...f7-f6 23.Se4-g3 nicht abgewehrt werden konnte, gab Gulko
augenblicklich auf.
Erstveröffentlichung am 10. Juni 2004
4. Juni 2017
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang