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SCHACH-SPHINX/05996: Glück mit Füßen treten (SB)


Unter allen Eigenschaften, über die ein Schachspieler verfügen sollte, ist die hervorragenste der Mut, der selbst im Angesicht einer schier ausweglosen Lage die Stirn nicht senkt, weil, wie versteckt und stellungsverborgen auch immer, die Möglichkeit eines Rettungsweges nie aufgegeben werden darf. In der Komplexität der Kräfte lassen sich schnurgerade Gewinnpfade selten aufzeigen. Meist hat die gewinnträchtige Partei noch etliche Dornen und Hindernisse aus dem Weg zu räumen, ehe eine Stellung im Sinne des Wortes "klarer Sieg" entsteht. Bis dahin darf er sich allerdings keine Ungenauigkeiten leisten. Große Verteidigungskünstler, wie beispielsweise Anatoli Karpow, zeichen sich gerade darin aus, daß sie mit dem Hang unverbesserlicher Hartnäckigkeit selbst unbrauchbar scheinende Mittel und Nuancen zu einer "Remisfalle" ausfeilen. Wie bedauerlich es sein kann, wenn ein Spieler entmutigt die Flinte ins Korn wirft und sein Glück mit Füßen tritt, beweist das heutige Rätsel der Sphinx, wo Meister Krabbé, sichtlich am Selbstwertgefühl verbeult, nach zuletzt 1.Lg2-h3 - von allen guten Geistern verlassen - 1...Lc6-d7? spielte und nach 2.Lh3-f5! aufgab. Fehlender Mut hatte ihn besiegt, nicht die Überlegenheit der weißen Stellung. Mehr noch: Er hatte sich selbst um den Sieg geprellt. Also, Wanderer, der du mutig und wachsam alle Wege abschreitet, wie hätte Meister Krabbé nach 1.Lg2-h3 sogar gewinnen können?



SCHACH-SPHINX/05996: Glück mit Füßen treten (SB)

Langeweg - Krabbé
Zieriksee 1967

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Beljawski hatte nach 1...Le2xf3! in arger Zeitnot 2.Se5xf3? gespielt und dabei den schnurstracks zur Niederlage führenden Figurenverlust 2...Se6-c7! 3.Sf3-e5 Tc2xb2 übersehen. Bis zum Überschreiten der Bedenkzeit wehrte er sich noch verzweifelt: 4.Tc1-c6 Lb4-d2 5.De3-f3 Te8-e6 6.g4-g5 Sf6-e4 7.Tg1-f1 Te6xc6 8.Se5xc6 Dc8-e8 9.Sc6-e5 Sc7-e6 10.Df3-g4 Se6xd4.


Erstveröffentlichung am 31. Oktober 2003

22. Oktober 2016


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