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SCHACH-SPHINX/05967: Wo Spott das Geringste wäre (SB)


Die neue Zeit ruft nach Heiterkeit. Überall in den Gazetten fällt das Auge des Lesers auf Karikaturen von Politikern und anderen Prominenten aus Kultur, Gesellschaft und Sport. Einem Schachfreund wird dieser Genuß allerdings vorenthalten. Selbst in Fachzeitschriften wird bestenfalls in steifer Höflichkeit über diesen oder jenen Großmeister lamentiert, aber es krümmt sich kein Härchen unter der Peitsche, denn Kritik in deutlichen Worten ist verpönnt. Gutbürgerlich schweigt man, wo Spott das Geringste wäre. Woher rührt diese noble Geste? Kennt die deutsche Sprache denn keine Sticheleien etwa in der Art: 'Das Schach hättest du dir schenken können!' oder 'Er verkriecht sich wie ein Rochadekönig hinter seinen Bauern!' Der Erfindungswut sind im Grunde keine Grenzen gesetzt. Ein wenig Bissigkeit stünde der trüben Berichterstattung gut zu Gesicht. So wirkt sie oft langweilig oder spießerisch-sittsam in ihren Lobeshymen. Erst Kanten und Klippen machen das geschriebene Wort amüsant und lesbar. Eugène Labiche hat es um 1880 so ausgedrückt: "Ich habe mich fast ausschließlich dem Studium des Bourgeois, des Philisters, gewidmet; dieses Tier bietet zahllose Möglichkeiten: es ist unerschöpflich." Ganz so übertrieben muß es nun nicht sein, aber die Pointen könnten so sicher treffen wie die weiße Gewinnkombination im heutigen Rätsel der Sphinx, oder etwa nicht, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05967: Wo Spott das Geringste wäre (SB)

Schmid - Castaldi
Gurten 1957

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Sechs Züge hätte Tarrasch ankündigen können, beginnend mit einem prächtigen Damenopfer: 1.Dh5xh7+!! Kg8xh7 2.Tf3-h3+ Kh7-g8 3.Sg4-h6+ Kg8-h8 4.Sh6-f7+ Kh8-g8 5.Th3-h8+! Sg6xh8 6.Sf7-h6#


Erstveröffentlichung am 04. Oktober 2003

23. September 2016


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