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SCHACH-SPHINX/05928: Amerikanischer Großmeister-Kuckuck (SB)


Auch das Schach liebt die Zurschaustellung von Rekorden, die, für sich betrachtet, nicht unbedingt einen Wert oder Aussagekraft besitzen, im Spiegel gesellschaftlicher Bewertung jedoch einen Vergleichsmaßstab schaffen, an dem sich unser zählorientiertes Denken dankbar anlehnen kann. Von Bobby Fischer, dem legendenumrankten Weltmeister von 1972, hört und sieht man zwar nur noch wenig, bekannt ist jedoch, daß er als jüngster Internationaler Großmeister in die Geschichte eingegangen ist. Zumindest war das lange Zeit so. Mag Fischer in der Vergangenheit auch recht herablassend über das weibliche Geschlecht in puncto Schach gesprochen haben, an einem Faktum kann er sich allerdings nicht herumschwindeln. Nämlich daß sich mit der Ungarin Judit Polgar ein neuer jüngster Internationaler Großmeister ins Annalenbuch des Königlichen Spiels eingeschrieben hat. War Fischer bisher mit 15 Jahren und 185 Tagen der Benjamin unter den Großmeistern, so unterbot ihn Judit Polgar mit ihrem Sieg bei der 3. Meisterschaft von Ungarn um 32 Tage. Fischer mag sich schwarz ärgern und alle Frauen verdammen, die Geschichtsschreibung schert sich wenig um sein theatralisches Gekränktfühlen. In unvoreingenommenen Schachkreisen munkelt man sich sogar zu: Wehe, wenn er jemals gegen Judit Polgar spielt ... Nun, beide werden wohl nie aufeinander treffen. Im heutigen Rätsel der Sphinx muß daher auf eine ältere Partie von Fischer zurückgegriffen werden, eine Partie indes, an die sich der amerikanische Großmeister- Kuckuck sicherlich ungern erinnert, zumal er gegen Michail Tal keine besonders gute Figur abgegeben hat. Tal, bekannt für seine Opfertücken, hatte mit Weiß eine nette und überwältigende Kleinkombination parat. Also, Wanderer, werfe einen Blick auch auf Fischers Schattenseite!



SCHACH-SPHINX/05928: Amerikanischer Großmeister-Kuckuck (SB)

Tal - Fischer
Bled 1959

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
In derartigen Endspielen ist das Wichtigste die Blockade des gegnerischen Freibauern. Also spielte Emanuel Lasker 1.Sa4-b2 Kf4-e4 2.Sb2-a4 Ke4-d4 3.Sa4-b2. So kam sein Kontrahent und Namensvetter Eduard Lasker nicht weiter, weswegen er mit 3...Tg3-f3 den Plan faßte, seinen König hinter dem Turm herum auf d2 zu postieren. Emanuel Lasker brauchte jedoch nichts zu fürchten, denn nach 4.Sb2-a4 Tf3-e3 5.Sa4-b2 Kd4-e4 6.Sb2-a4 Ke4-f3 disponierte er um, zog 7.Kb4-a3! und drohte, seinen König als Blockadefigur einzusetzen samt der "Remisdrohung" Sa4- c3. Eduard Lasker blieb nichts anderes übrig, als mit 7...Kf3-e4 8.Ka3- b4 Ke4-d4 9.Sa4-b2 Te3-h3 10.Sb2-a4 kehrtzumachen und sich mit dem Remis zufriedenzugeben.


Erstveröffentlichung am 27. August 2003

14. August 2016


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