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SCHACH-SPHINX/05813: Rächender Beelzebub (SB)


Ein Schachfreund bekam eines Tages ein Buch über das Königliche Spiel von seinem Onkel geschenkt, darin fehlten jedoch einige Seiten. Da er nicht wissen konnte, was er zu lernen versäumte, studierte er das Vorhandene und glaubte sich zuletzt im Besitz aller Regeln. Wie erstaunt war er jedoch, als sein erster Turniergegner nach einigen Zügen zum König griff und die Rochade ausführte. Just die Seiten über den doppelten Königszug hatten in seiner Schachfibel nämlich gefehlt. Entrüstet erhob er sich und eilte zum Schiedsrichter, um sich über das regelwidrige Spiel seines Kontrahenten zu beschweren. Dieser lachte jedoch amüsiert auf und bald schon sprach sich in der Turnierrunde herum, daß einer unter ihnen war, der an diesem Wettkampf teilnahm, aber das Alphabet des Regelwerks nicht beherrschte. Die ersten vier Runden hatte er die Lacher gegen sich, später dann, nachdem er sich rasch Aufklärung verschafft hatte, ließ er die Spötter verstummen. Denn er verlor daraufhin nicht eine einzige Partie und belegte zuletzt den zweiten Platz. Man lerne daraus, daß erstens kein Meister vom Himmel fällt und zweitens: Fällt einer doch vom Himmel auf die Erde, dann wird aus dem Engel rasch ein rächender Beelzebub. Auf dem Londoner Lloyds Bank Master-Turnier von 1982 traf beispielsweise der englische Großmeister Tony Miles auf den Amateur Johansson, der über keine FIDE-Rating verfügte. Doch ausgerechnet dieses unbeschriebene Blatt fügte Miles die einzige Niederlage des Turniers bei. Also, Wanderer, Schwarz hatte im heutigen Rätsel der Sphinx zwar eine Figur mehr, den Todesstoß gab jedoch Weiß dank seiner beiden vorgerückten Freibauern.



SCHACH-SPHINX/05813: Rächender Beelzebub (SB)

Johansson - Miles
London 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die heillose Lage des weißen Königs inspirierte Meister Johansen zum folgenden schlau eingefädelten Gewinnweg: 1...Ld7xg4! 2.Dd1xg4 Dg6-e4+ 3.Dg4-f3 De4xf3+ 4.Kg2xf3 g5-g4+ und Weiß gab auf, da er nach 5.Kf3-g2 Te8-e2# mattginge.


Erstveröffentlichung am 06. Mai 2003

21. April 2016


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