Schattenblick → INFOPOOL → SCHACH UND SPIELE → SCHACH


SCHACH-SPHINX/05805: Meister Weiß und Meister Schwarz (SB)


Im 19. Jahrhundert traten viele Meister an die Bretter, von denen heute kaum mehr überliefert ist als ihr Name. Nicht, weil sie die letzten Plätze auf den Turnieren belegten, also nur Punktelieferanten der berühmt gewordenen Spieler waren, sondern weil sie sich unmerklich von der Turnierwelt verabschiedeten und später von keinem Historiker für eine Recherche wert erachtet wurden. Ein solcher "Unbekannter" war beispielsweise Max Weiß, der 1880 im Meisterturnier zu Graz gemeinsam mit Adolf Schwarz auf den ersten Platz kam. Später gelang Weiß in New York 1889 ein weiterer geteilter erster Platz mit keinem Geringeren als dem Russen Michail Tschigorin. Weiß, Bankbeamter, der er war, zog sich alsbald von der Schachbühne zurück. Sein Kontrahent aus Grazer Tagen blieb er Schachwelt allerdings länger erhalten. Von Meister Schwarz ist auch Hintergründiges bekannt, nämlich daß er eine feine Nase für gute Weine besaß. Zuletzt schien ihm die Nase für ungetrübte Witterungen jedoch verlassen zu haben, denn in seiner letzten Turnierpartie hatte der bereits 70jährige in der Schlußrunde gegen den damals noch frühreifen Josef Krejcik mit den schwarzen Steinen die folgende Stellung im heutigen Rätsel der Sphinx verlorengegeben. Bedauerlich allemal, denn fünfzig Jahre später, nun selbst schon ein erfahrener Schachopa, fand Krejcik heraus, daß er nicht gewonnen, sondern verloren stand, obgleich die schwarze Dame nach dem letzten weißen Zug 1.Sc6-e7+ dem Raub zum Opfer fiel. Nun, Wanderer, hineingeschaut in die Stellung, wie hätte Meister Schwarz mit den schwarzen Steinen trotz Damenverlust mit siegreicher Nase aus dem Spiel hervorgehen können?



SCHACH-SPHINX/05805: Meister Weiß und Meister Schwarz (SB)

Krejcik - Schwarz
Wien 1906

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Schachweisheit lehrt, Flügelangriffe mit Zentrumsspiel zu erwidern, und Samuel Reshevsky hatte gewiß seine Schachfibel gelesen. Also beherzigte er den Rat und spielte auf das verführten Vorstoß 1.f4- f5? zielstrebig 1...d6-d5! 2.e4xd5 Lc8xf5 3.Dd3-b3 Sf6-g4! 4.d5-d6 Te8- e3 5.Lc4xf7+ - Racheschach in verlorener Stellung - 5...Kg8-g7 6.Db3- c4 Lf5-d3 und Weiß gab auf.


Erstveröffentlichung am 28. April 2003

13. April 2016


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang