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SCHACH-SPHINX/05801: Ein sonderbarer Grund (SB)


Die Gründe, warum ein junger Mensch zu den Schachfiguren greift, sind sicherlich ebenso unzählbar wie die Sterne. Bei dem einen wird vielleicht den Ausschlag gegeben haben, daß er ein Terrain für sich entdeckt hat, auf dem er in Ermangelung körperlicher Voraussetzungen ungehindert zu Anerkennung kommen kann. Ein anderer wiederum wird im Schachspiel den Ausdruck tiefster geistiger Tätigkeit gefunden haben. Lust und Laune, Tiefsinn und Temperament, das Königliche Spiel besitzt mannigfaltige Ankerplätze für den Laien. Doch keiner der Gründe war von solcher Kuriosität wie bei Eduard Lasker. Namensvetter war er zwar des großen Emanuel Lasker, und manch Partie wechselten sie miteinander, aber verwandtschaftliche Bande wiesen beide nicht auf. Und doch war die Namensgleichheit für den Vater von Eduard der Grundstein dafür, daß er seinem Sohn in dessen zehntem Lebensjahr mit folgenden Worten nahelegte, mit dem Königlichen Spiel zu beginnen: "Du heißt nun einmal Lasker, da müßtest du eigentlich Schach spielen lernen." Und er sollte auf den 64 Feldern, zumindest im amerikanischen Schachleben, bald schon zu den Großen gehören. Im heutigen Rätsel der Sphinx fiel Eduard Lasker allerdings einer Sinnestrübung zum Opfer. Sein Kontrahent Carlos Guimard hatte in hoffnungsloser Stellung zuletzt 1...e6-e5+ gezogen. Nach 2.Tc5xe5 Sa2xc1 3.Tc5-b5 wäre das Endspiel für Eduard Lasker bequem zu gewinnen gewesen. Statt dessen wählte er mit 2.Kd4-c4?? den Weg in den Freitod. Nun, Wanderer, was geschah auf dem Brett?



SCHACH-SPHINX/05801: Ein sonderbarer Grund (SB)

Ed. Lasker - Guimard
Mar del Plata 1949

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Natürlich ließ sich der findige Holländer nicht auf das plumpe 1.b6-b7 Td7xc7! 2.b7xc8D+ Tc7xc8 ein, sondern beseitigte zunächst einmal den störenden schwarzen Läufer mit 1.Td1xd4! Nun konnte sich Dückstein leicht ausrechnen, daß er nach 1...Td7xd4 2.b6-b7 und ebenso nach 1...c5xd4 2.Th1-c1 nebst 3.b6-b7 ohne reelle Chancen war. So spielte er also, wie er glaubte, gewitzt 1...Td7xc7, denn nach 2.b6xc7? c5xd4 3.Th1-c1 Kg8-f8 wäre die weiße Stellung kaum noch zu gewinnen gewesen. Aber Jan Hein Donner hatte noch einen Gewitterschlag parat, nämlich 2.Td4-d8+!!, worauf Dückstein sofort aufgab. Das Turmopfer diente allein dazu, ein entscheidendes Tempo zu gewinnen: 2...Tc8xd8 3.b6xc7 Td8-c8 4.Th1-d1 und der weiße Bauer durfte nicht geschlagen werden wegen Grundreihenmatts.


Erstveröffentlichung am 24. April 2003

09. April 2016


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