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SCHACH-SPHINX/05702: Sperre im Denken (SB)


Ellenlange Partien, die nicht enden wollen; Züge, über die fast eine Stunde lang gebrütet wird - das war zur Mitte des 19. Jahrhunderts, als die ersten Schachturniere ausgerichtet wurden, gang und gäbe. Nur daß es sich weder mit den planerischen, noch finanziellen oder den Gründen der Geduld in Übereinkunft bringen ließ. 1851 in London mußte man neben einem findigen Kopf auch Langmut mitbringen. Erst zehn Jahre später, beim Wettkampf zwischen Adolf Anderssen und Baron Ignaz von Kolisch 1860 in Paris, der mit fünf Siegen, fünf Niederlagen und einem Remis übrigens paritätisch ausging, wurde die Zeitkontrolle eingeführt: zwei Stunden für 24 Züge. Der klammheimliche Widerstand der Spieler gegen die Denk- und Zeitsperre verstummte jedoch nie. Dr. Tröger schrieb einmal dazu: "Man könnte Reshevsky oder Sämisch eine Stunde Bedenkzeit für jeden Zug bewilligen, sie kämen trotzdem in Zeitnot." Die Lust, alle Eventualitäten und Folgen eines Zuges bis ins kleinste durchzurechnen, wird wohl nie aussterben, insbesondere bei Meistern nicht, die große Konzeptionisten und Planer sind. Heutzutage haben sich die meisten Spieler mit der Zeit angefreundet und für sich Möglichkeiten gefunden, auch in kürzeren Spannen einen Zug zu kalkulieren. Oder besser gesagt: Was man ihnen im Turnier vorenthält, dafür nehmen sie sich in den Hausanalysen alle Zeit der Welt. Daß es auch ohne langes Grübeln geht, beweist das heutige Rätsel der Sphinx. Der russchische Meister Paul Keres brauchte nicht lange, um die weiße Gewinnkombination zu finden. Und wie sieht es mit dir aus, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05702: Sperre im Denken (SB)

Keres - Eliskases
Wien 1937

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Wer Nimzowitsch nach Belieben gewähren ließ, der wurde eben mit Matt bestraft: 1...Se4-f2+ 2.Kh1-g2 Ld7-h3+ 3.Sg1xh3 Dh5-f3+ 4.Kg2-g1 Df3- h1#


Erstveröffentlichung am 15. Januar 2003

01. Januar 2016


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