Politische Feindbilder gehören im modernen Schach unserer Tage gottlob der Vergangenheit an. Auf den Scheitel geschlagen wird nicht mehr. Man gibt sich auf der obersten Leitersprosse konzilianter. Hier und da ein kleiner Rippenstoß mit Worten, das geht noch an. Jedenfalls muß man wesentlich genauer hinhören, um den feinplazierten Hieb verbaler Natur noch herauszuhören. Die Intelligenz siegte eindeutig vor der proletarischen Rauheit. Kasparow und Karpow stehen sich in der Öffentlichkeit nicht mehr in ideologischer Härme gegenüber, sondern nur noch als Wortführer eigener Interessen. Das Scharfe und Bärbeißige, das noch den Weltmeisterschaftskampf zwischen Kortschnoj und Karpow wundenreich überschattet hatte, liegt mittlerweile unter Fossilien begraben. Seinerzeit konnte man noch in einem russischen Buch lesen: "Karpows Sieg in Meran war ein Triumph der edlen Prinzipien im Schach, ein Sieg von Gut über Böse, ein Sieg ehrlicher und sportlicher Ideen über perfide und niedrige Intrige, ein Sieg über den Abschaum der Gesellschaft, die Verkörperung moralischer Verdorbenheit ..." und so weiter und so fort. Die Zeit selbst hat solche Auswüchse verworfen, verunzierten sie doch aufs geschmackloseste den Geist des weltoffenen Schachlebens. Im heutigen Rästel der Sphinx entfernen wir uns anstandshalber von diesem Dunstkreis der Verleumdungen und widmen uns der Gewinnpartie des deutschen Meisters Karl-Heinz Podzielny, der mit den weißen Steinen die schwarze Königsburg überrannte. Also, Wanderer, mit welcher Lanze griff er an?
Podzielny - Behrhorst
München 1986
Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Bilguer hatte sich getäuscht, denn der schwarze Angriff, eingeleitet
mit 1...Sg5xh3!, ließ sich mit 2.Sf3xe5 d6xe5 3.g2xh3 nicht wie
erwartet zurückschlagen. Von der Lasa setzte seine Attacke
unvermindert heftig mit 3...Lc8xh3! fort und gewann in der Folge durch
4.Te3xh3 Sf4xh3 5.Kh2xh3 Df7-f3+ 6.Kh3-h2 Tf8-f5 7.Df1-g2 Tf5-h5+
8.Kh2-g1 Th5-g5, und die Partie war entschieden.
Erstveröffentlichung am 26. Oktober 2002
07. Oktober 2015
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