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SCHACH-SPHINX/05578: Biß gezeigt (SB)


Kasparows Buch 'Die politische Partie' war ein massiver Angriff gegen den von ihm als 'Schachmafia' titulierten russischen Verband. Schlimmer noch rechnete er mit seinem alten Widersacher Anatoli Karpow ab, den er kurzerhand als "Paten" dieser schachinternen Verschwörung anprangerte. Die Pressereaktion war aus Mangel an Hintergrundwissen natürlich gespalten. Jedenfalls bezog sie nur vorsichtig Stellung. Dennoch war es Kasparow sicherlich zu einem gut Teil zuzuschreiben, daß der FIDE-Präsident Campomares, auch er laut Kasparow ein übler Mafiosi mit stark eigensüchtigen Interessen am Schach, schließlich sein jahrzehntelang von ihm diktatorisch geführtes Amt niederlegen mußte. Wie stark das Verbandswesen mit dem Filz der Vetternwirtschaft verwoben war, ließ sich daran ablesen, daß mit dem neuen Präsidenten Kirsan Iljumschinow ein kaum weniger profit- und profilierungssüchtiger Nachfolger den verwaisten Posten übernahm. Wohin das Schach mit einer solchen Führung noch schlittern wird, ist nicht abzusehen. Die mit der Einführung der FIDE heruntergebrochene Position des Weltmeisters hatte jedenfalls durch Kasparow wieder einiges an Farbe und Stimme bekommen, was zu begrüßen ist. Solange Menschen den Lauf der Schachkunst in das "helle Licht der Öffentlichkeit" rücken, besteht die Gefahr von Eigenmächtigkeiten nicht. Erst der Abstand von Basis und schachpolitischer Führung schafft die Voraussetzungen für einen antidemokratischen Kurs. "FIDE ist eine gute Organisation", räumte Kasparow durchaus ein, "aber die aktuellen Führer haben nur ihre Interessen im Sinn und ignorieren die Interessen des Schachsports in der Welt. Darum ging und geht der Kampf." Mit Kasparow steht jedenfalls ein Weltmeister an der Spitze, der sich dieser Belange annimmt. Im heutigen Rätsel der Sphinx spielte Kasparow seine Lieblingsvariante gegen die Damenindische Verteidigung und überrumpelte damit seinen Kontrahenten Gheorghiu nach allen Regeln der Kunst. Dieser hatte zuletzt den schwarzen Bauern auf a6 gezogen, um den lästigen Läufer zu vertreiben, indes ging Kasparow auch jetzt dem Kampf nicht aus dem Wege. Mit welchem Manöver mobilisierte er seine Streitmacht, Wanderer?



SCHACH-SPHINX/05578: Biß gezeigt (SB)

Kasparow - Gheorghiu
Moskau 1982

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Meister Gulko ließ sich von 1...b5xc4 natürlich nicht beirren und forcierte mit 2.Se4-d6! die Kampfhandlungen zu seinen Gunsten. Auch Lobron suchte die Konfrontation, mußte jedoch nach 2...c4xd3 3.Sd6xf7+ Kh8-g8 4.Dc2xd3 c5-c4 5.Dd3-e4 Sh5-f6 6.Sf7xh6+! Lg7xh6 7.De4-g6+ Kg8- h8 8.Lc1xh6 erkennen, daß seine Stellung von innen heraus morsch war. Nach 8...Dd8xd5+ 9.Kh1-g1 Te8-g8 10.Dg6xf6+ Kh8-h7 11.Df6-h4 Tg8-g6 12.e5-e6 Tg6xh6 13.Dh4-e7+ Kh7-g6 14.Tf1-f6+ gab er auf, ohne sich das Hinmetzeln seiner Figuren zeigen zu lassen.


Erstveröffentlichung am 15. September 2002

26. August 2015


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